„Der König ist tot – es lebe der König…!“
Viswanathan Anand bleibt Weltmeister!
In einem dramatischen Stichkampf setzt sich der Titelverteidiger knapp mit 2,5:1,5 Punkten in vier Schnellschachpartien durch. Fast scheint es als wollten die beiden Kontrahenten all die Spannung nachholen, die sie im bisherigen Matchverlauf haben vermissen lassen.
Es beginnt mit einer ‚hochtaktischen‘ ersten Partie, die ehrlich gesagt meinen geistigen Horizont bei weitem übersteigt. Nach der ‚kompletten Abholzung‘ bleibt nur ein remisliches Turmendspiel – somit 0,5:0,5. Tag 202 – Der König bittet zum Tanz… – WM 2012 (XIII) weiterlesen
Nun also doch! Da auch die letzte Partie im Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Viswanathan Anand und Herausforderer Boris Gelfand mit einem recht bescheidenen, frühen Remis endet, kommt es nun tatsächlich zum Tie-Break.
Und so wird nach der ‚Skandal-WM 2006‘ zwischen Vladimir Kramnik und Veselin Topalov zum zweiten Mal der Titel durch die Entscheidung in Schnellschachpartien vergeben – und ganz ehrlich, für mich eine kleine Sensation!
Sicherlich ist Boris Gelfand seit gut zwei Jahrzehnten ein Weltklassemann, doch schien es immer, dass ihm der ‚letzte Tick‘ an Spielstärke fehlte, um für die höchsten Weihen prädestiniert zu sein. Und ohne seine Leistung in diesem Wettkampf schmälern zu wollen, resultiert dieses 6:6 meines Erachtens eher aus der Schwäche Anands, als aus einer Stärke Gelfands.
Wo ist die überragende Kreativität Anands geblieben? Wo sein Kampfgeist? Lediglich in der spektakulären 8.Partie blitzte sein Können kurz auf – doch der Rest versank mehr oder weniger in Tristesse, denn diese Vielzahl ’20er Züge Remise‘ zeugt nicht gerade von sprühender Inspiration und Kampfkraft.
Weiterhin kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Anand mehr mit sich selbst, als mit seinem Gegner kämpft. Mehr an seinem eigenen Spiel zweifelt, als das ihn Gelfands Spiel überzeugen würde. Wie anders könnte man sonst erklären, dass Anand zum Beispiel in der letzten Partie sich die Vorteile einer leicht besseren Stellung und der bereits gravierenden Zeitprobleme Gelfands (16 Minuten für 18 Züge) nicht zunutze macht und auf Gewinn spielt…?
Vielleicht bekommt er in seiner ‚Spezialdisziplin‘ Schnellschach so gerade eben noch die ‚Kurve‘, nichtsdestotrotz – sollte Anand seinen Zenit überschritten haben? Die ‚Schachwelt‘ kann und will dies nicht glauben…!
Die Analyse der letzten Partie von IM Malcolm Pein – Quelle: The Week in Chess
Weltmeister Anand hat ’seinen Nimzo-Inder repariert‘ und erhält recht leicht Ausgleich und so einigen sich die beiden Protagonisten erneut früh aufs Unentschieden.
Der Nervenkampf geht also weiter und es kommt zu einem echten ‚Show-down‘ zwischen dem Weltmeister und seinem Herausforderer. Die große Frage lautet – wird Anand in der letzten Turnierpartie mit Weiß noch einmal einen Angriff starten oder verlässt sich der Champion im Tie-Break auf seine Stärke im Schnellschach?
Aber Vorsicht – auch beim Kandidatenturnier im russischen Kazan hat Boris Gelfand mit seinem spektakulären Tie-Break-Sieg gegen den ‚Spezialisten‘ Gata Kamsky bewiesen, dass er auch dort durchaus Qualitäten besitzt. Wird es Anand also aufs ‚Elfmeterschießen‘ ankommen lassen? Man darf gespannt sein…
Hier die Analyse der 11.Partie von IM Malcolm Pein – Quelle: The Week in Chess
Wieder keine Entscheidung und nur noch zwei Partien – die Lage spitzt sich zu. Sollte der Wettkampf tatsächlich in die ‚Verlängerung‘ gehen? Wer hätte das gedacht?
Heute versucht es Anand noch einmal mit 1.e4, umgeht jedoch ‚Gelfand’s Sveschnikov‘ und greift zur Rossolimo-Variante. Zwar ‚demoliert‘ Anand ‚eröffnungsgemäß‘ den gegnerischen Damenflügel, doch Gelfand erhält das Läuferpaar als Kompensation.
Aber nach dem frühzeitigen Damentausch ist dann schnell die ‚Luft‘ raus und so erfolgt der Friedensschluss bereits nach 25 Zügen – hm, also eine einigermaßen ’nichtssagende‘ Partie…
Übermorgen hat Gelfand zum letzten Mal Weiß – geht er volles Risiko? Oder läuft alles auf ein echtes Endspiel hinaus? Oder muss gar der Tiebreak entscheiden? Und überhaupt – halten die Nerven? Es bleibt also weiter extrem spannend…
Die Kontrahenten zeigen sich nach den dramatischen Ereignissen der vorherigen beiden Partien wieder gefestigt und nach der Eröffnung wähnt man gar den ‚zuvor arg gerupften‘ Herausforderer Boris Gelfand mit seinem Läuferpaar gegen Anand’s Springerpaar bei dynamischer Stellung in Vorteil.
Anstelle eines langwierigen positionellen Kampfes, ‚beschleunigt‘ Gelfand plötzlich die ‚Dinge‘ und kommt nach einer taktischen Abwicklung zu Dame gegen Turm und Springer.
Doch Anand verbleibt genügend Zeit eine Festung zu errichten – zwar bemüht sich Gelfand nach Kräften eine Schwachstelle ausfindig zu machen, doch die Festung erweist sich als uneinnehmbar.
Und so einigen sich die Protagonisten nach 49 Zügen auf Remis – immerhin die bis dato längste Partie.
Die Spannung bleibt also zum Greifen nahe – nur noch drei Partien…!
Anand strikes back und gleicht umgehend zum 4:4 aus – was für eine dramatische Wendung im Weltmeisterschaftskampf!
Nach der gestrigen deprimierenden Niederlage des Titelverteidigers konnte man sich als Fan noch allergrößte Sorgen machen – und dann das!
Anand eröffnet recht unkonventionell, ja beinahe riskant und ‚lockt‘ Gelfand damit dieses Mal auf ‚taktisches Terrain‘. Und dann ein unglaublicher Patzer des Herausforderers! Im Überschwang eines vermeintlichen Qualitätsgewinns übersieht Boris Gelfand einen Damenfang und gibt unvermittelt auf – nach gerade einmal 17 Zügen!
Auweia – trübten ihm etwa die Titelträume so sehr die Sinne, dass es zu dieser Katastrophe kam? Psychologisch liegen nun plötzlich alle Trümpfe wieder beim Weltmeister, denn die große Frage wird sein, ob sich Gelfand von dieser fürchterlichen Niederlage noch einmal zu erholen vermag – man darf weiter gespannt sein.
Die zweite Halbzeit des Weltmeisterschaftsmatches beginnt mit einem wahren Paukenschlag! Wer hätte das für möglich gehalten? Und wenn ich meinen Quellen glauben schenken darf, der erste Sieg Gelfands seit knapp 20 Jahren (Biel 1993) in einer Turnierpartie gegen Anand!
Puh, was ist da los? Steht uns etwa eine ähnlich faustdicke Überraschung bevor, wie im Jahre 2000 als Vladimir Kramnik in London den ‚unbesiegbaren‘ Gary Kasparov entthronte? Man mag es kaum glauben…
Hm, aber die Art und Weise wie dieser heutige Sieg Gelfands zustande kam, gibt den Spekulationen ob der ’schwächelnden‘ Form des Weltmeisters zusätzlich ‚Nahrung’…
Wie dem auch sei – den Zuschauer freut’s, wurde doch an der ‚Spannungsschraube‘ ‚heftigst gedreht‘ – hat der Weltmeister nun einen ‚Notfallplan‘ in der ‚Tasche‘ und kann ‚zurückschlagen‘?
Die morgige Partie wird einige Antworten liefern…
Hier noch die Analyse der 7.Partie (Quelle: The Week in Chess / IM Malcolm Pein):
Mann – Mann – Mann… und ich dachte nur Schach könnte so grausam sein.
Da kommt der FC Bayern mit ‚gefühlten‘ 80% Spielanteilen, fast 20 Ecken, einem halben Dutzend sehr guter Chancen und einem Elfmeter gerade mal auf ein Törchen.
Und Chelsea? Eine Chance, ein Tor – und sich dann mit der ‚Otto-Rehagel-Anti-Fußball-Griechenland-Taktik‘ ins Elfmeterschießen gerettet und – gewonnen – grauenhaft!
Ja und ‚den‘ Robben sollten sie bald mal auf den Mond schießen – erst mit seinen verschossenen Elfmetern die Meisterschaft versaut (ok, das war ja noch löblich) und nun den Champions-League-Titel (wiederum sehr ärgerlich)… – und – armer ‚Schweini‘ hoffentlich bekommt er bis zur EM wieder ‚die Kurve’…
Tja und so leiden neben dem FC nun auch die Bayern – ok, ok wenn auch in einer ‚ganz anderen Liga’… – in diesem Sinne… 😉
Halbzeit bei der Schachweltmeisterschaft in Moskau zwischen Titelverteidiger Anand und Herausforderer Gelfand und – man hebt doch ein wenig erstaunt die Augenbraue – 3:3 – 6 Remispartien!
Was wurde nicht alles im Vorfeld in Richtung ‚einseitiges Match‘ oder ‚Verlegenheitsherausforder Gelfand‘ spekuliert, doch nun das wirklich erstaunliche – von einer Überlegenheit des Weltmeisters und haushohen Favoriten Anand kann absolut keine Rede sein.
Klar ein großes Kompliment an den Herausforderer, dennoch nicht das Gelfand jetzt in einem ungewöhnlichen Maße über sich hinaus gewachsen wäre, nein, Anand wirkt nach wie vor ebenso ideen- wie kraftlos.
Noch ist nichts Wesentliches passiert, aber ob der Form des Titelverteidigers könnte man doch so langsam in Sorge geraten – was ist los ‚Vishy‘?
Hier noch die Analyse von IM Malcolm Pein (Quelle: The Week in Chess), die keine grundlegenden neuen Erkenntnisse erbringt.
‚Aha‘ – werden wohl viele Zuschauer zu Beginn der fünften Partie zwischen Weltmeister Anand und Herausforderer Gelfand gedacht haben.
Nach langer Zeit ‚gräbt‘ Anand mal wieder 1.e4 aus und ‚testet‘ Gelfands ‚Schwarz-Vorbereitung‘ in Bezug auf die Königsbauerneröffnung. Und – siehe da – ‚der altehrwürdige Sveshnikov-Sizilianer‘ kommt aufs Brett.
Doch in der Weise wie die Beiden zu Beginn der Partie die Züge nur so ‚runterrasseln‘, hält sich die ‚beidseitige‘ Überraschung wohl sehr in Grenzen. Anand erreicht praktisch nichts und so ist nach 27 Zügen bereits Schluss – wieder Remis.
Erneut ein kleiner Erfolg für Boris Gelfand, welcher bis auf den ‚Wackler‘ in Partie drei, weiter absolut auf Augenhöhe agiert.
Wir nähern uns also der Halbzeit des Matches und nein, nein, ich würde es nie wagen, dass mir an dieser Stelle ein ‚kleiner Gähner rausrutschen‘ würde, aber die ein oder andere entschiedene Partie würde sich der geneigte Zuschauer schon wünschen, oder…!? 😉