Tag 200 – Der König bittet zum Tanz… – WM 2012 (XII)


Weltmeisterschaft Anand – Gelfand
12.Partie: Remis – Zwischenstand: 6:6

Nun also doch! Da auch die letzte Partie im Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Viswanathan Anand und Herausforderer Boris Gelfand mit einem recht bescheidenen, frühen Remis endet, kommt es nun tatsächlich zum Tie-Break.

Und so wird nach der ‚Skandal-WM 2006‘ zwischen Vladimir Kramnik und Veselin Topalov zum zweiten Mal der Titel durch die Entscheidung in Schnellschachpartien vergeben – und ganz ehrlich, für mich eine kleine Sensation!

Sicherlich ist Boris Gelfand seit gut zwei Jahrzehnten ein Weltklassemann, doch schien es immer, dass ihm der ‚letzte Tick‘ an Spielstärke fehlte, um für die höchsten Weihen prädestiniert zu sein. Und ohne seine Leistung in diesem Wettkampf schmälern zu wollen, resultiert dieses 6:6 meines Erachtens eher aus der Schwäche Anands, als aus einer Stärke Gelfands.

Wo ist die  überragende Kreativität Anands geblieben? Wo sein Kampfgeist? Lediglich in der spektakulären 8.Partie blitzte sein Können kurz auf – doch der Rest versank mehr oder weniger in Tristesse, denn diese Vielzahl ’20er Züge Remise‘ zeugt nicht gerade von sprühender Inspiration und Kampfkraft.

Weiterhin kann man sich  nicht des Eindrucks erwehren, dass Anand mehr mit sich selbst, als mit seinem Gegner kämpft. Mehr an seinem eigenen Spiel zweifelt, als das ihn Gelfands Spiel überzeugen würde. Wie anders könnte man sonst erklären, dass Anand zum Beispiel in der letzten Partie sich die Vorteile einer leicht besseren Stellung und der bereits gravierenden Zeitprobleme Gelfands (16 Minuten für 18 Züge) nicht zunutze macht und auf Gewinn spielt…?

Vielleicht bekommt er in seiner ‚Spezialdisziplin‘ Schnellschach so gerade eben noch die ‚Kurve‘, nichtsdestotrotz – sollte Anand seinen Zenit überschritten haben? Die ‚Schachwelt‘ kann und will dies nicht glauben…!

Die Analyse der letzten Partie von IM Malcolm Pein – Quelle: The Week in Chess