Tag 110 – Aeroflot Moskau

 So – reisen wir von Gibraltar nach Moskau zum diesjährigen Aeroflot Open 2012!

Obwohl das Open im Vergleich zu früheren Jahren vielleicht ein bißchen an Glanz verloren hat, ist es immer noch eines der stärksten der Welt, was auch in diesem Jahr die beeindruckende Teilnehmerliste widerspiegelte. Sieben ‚2700er-‚ und 40 (!) ‚2600er-ELO-Schwergewichte‘ sprechen für sich – ja, selbst im ‚B-Turnier‘ landete man mit 2500 ELO lediglich auf Platz 23 der Setzliste!

Nach neun Runden, wurde etwas überraschend (als 19. der Setzliste) mit 6,5 Punkten der polnische Großmeister Mateusz Bartel nach Wertung vor Anton Korobov (UKR) und Pavel Eljanov (UKR) zum Sieger gekürt – was ihm übrigens den Qualifikationsplatz für die ‚Dortmunder Schachtage‘ garantiert.

Und wie schon bei Hou Yifan, folgen wir nun Mateusz Bartel auf seinem Siegezug durchs Turnier – viel Spaß…!

 

1.Runde:


Perfekter Start für Bartel – ein Schwarzsieg gegen Mohamad Al-Modiahki, seines Zeichens übrigens der erste katarische Großmeister.

 

 

2.Runde:


In der zweiten Runde trifft Bartel auf seinen polnischen Nationalmannschaftskollegen Grzegorz Gajewski – tja, kaum verwunderlich, dass hier ein recht schnelles Remis folgt.
Mit 1,5 Punkten liegt Bartel nunmehr auf Platz 16.

 

 

Tag 109 – Durch den Nebel (V)

So – der Nebel lichtet sich – letzter Bericht von unserem Mannschaftskampf gegen Siegen.

Hm – eigentlich war ich ja sehr gespannt auf die Partie des zweiten Brettes zwischen Gerald Richter und Paul Stümer.

So opfert Paul bereits in der Eröffnung chancenreich einen Bauern, was ihm eine ausgezeichnete Initiative einbringt und während des Spiels war ich der festen Überzeugung, dass für Paul ‚irgendwie, irgendwo‘ mehr als ein Remis hätte ‚drin‘ sein müssen.

Doch die genaue Analyse führt zur großen Ernüchterung – an keiner einzigen Stelle weicht die Partie auch nur ‚einen Millimeter‘ von einer ausgeglichenen Stellung ab – in jeglicher Hinsicht halten sich Angriff und Verteidigung die Waage.

Tag 107 – Rückblick Gibraltar (IV)


Mit Hou Yifan geht’s auf zur letzten Etappe durchs Turnier von Gibraltar.

Letzte Runde und Yifan führt die Tabelle sensationell mit einem halben Punkt Vorsprung vor der ‚Favoritenmeute‘ Adams, Mamedyarov, Short, Sasikiran und Bologan an.

Yifan bekommt es mit dem Weltklassespieler Shakhriyar Mamedyarov zu tun, der aktuellen Nummer 14 der Welt (zur Erinnerung Hou Yifan belegt derzeit den 209. Weltranglistenplatz)!

So mancher dachte jetzt wohl: „Ach ja, das ‚kleine Mädchen‘ wird jetzt ‚zittrig‘ versuchen ein Remis abzuklammern und dabei sicherlich kläglich scheitern…“.

Doch weit gefehlt! Yifan opfert zwei Bauern und setzt Mamedyarov mächtig unter Druck – unglaublich! Geht sie aufs Ganze und will tatsächlich den alleinigen Turniersieg?

Um die lästige ‚Umklammerung‘ zu lösen, gibt Mamedyarov die Bauern zurück und versucht einen ‚Konter‘ zu ‚fahren‘, erreicht dabei so gerade eben aber nur ein Dauerschach – klasse Kampfschach, was man in der letzten Runde eines Turnieres nicht allzu häufig zu Gesicht bekommt.

Letztlich gelingt es lediglich Nigel Short mit einem schönen Schwarzsieg gegen Krishnan Sasikiran zu Yifan aufzuschließen, während sich Viktor Bologan mit einem Bauern mehr gegen Michael Adams zwar redlich müht, aber schließlich nicht über ein Remis hinauskommt.

Und weil es die Statuten so wollen, wird der Sieger durch einen Stichkampf ermittelt – zwei Schnellschachpartien (10 min + 5 s) – um 20.000 Pfund (also knapp 24.000 Euro). Puh, da kann man schon ‚mal ‚feuchte Hände‘ bekommen…

In den Stichkämpfen zeigt sich Routinier Short unerbittlich, remisiert seine Schwarzpartie und gewinnt sicher mit Weiß. Schade – kein ‚Happy End‘ für Hou Yifan… – die dennoch völlig zu Recht als die Heldin des Turniers gefeiert wurde.

Nur der Vollständigkeit halber, die Stichkampfpartien ohne Kommentar:

1.Stichkampfparttie

2.Stichkampfparttie

Tag 106 – Durch den Nebel (IV)

Zurück zu unseren Mannschaftskampf gegen Siegen.

An Brett 5 versucht es Sebastian Heitmann mit einem ebenso mutigen, wie auch spekulativen Figurenopfer gegen Altmeister Hans-Jürgen Döhner – doch leider, leider, ‚vernebelt‘ sich zunehmend die Sicht..

Tag 106 – Durch den Nebel (IV) weiterlesen

Tag 105 – Rückblick Gibraltar (III)


Folgen wir weiter den Spuren Hou Yifans durchs Turnier von Gibraltar.

In der siebten Runde kommt es zu einem äußerst brisanten Duell – die amtierende Frauenweltmeisterin Hou Yifan trifft auf die stärkste Schachspielerin aller Zeiten Judith Polgar!

Doch entgegen ihrer sonst so gefürchteten aggressiven Spielweise, geht Polgar die Partie recht passiv an – ja, sie strebt sogar schnell den Übergang ins Endspiel an. Hier gelingt es Yifan jedoch mit einer kleinen Kombination einen Bauern zu erobern – mehr als nur eine Vorentscheidung!

Mit einer verblüffenden Kaltschnäuzigkeit verteidigt sie diesen Bauern und erspielt sich weitere positionelle Vorteile, die sie so zu verdichten vermag, dass ein zweiter Bauerngewinn daraus resultiert. Als gar eine Figur verloren zu gehen droht, gibt Polgar schließlich auf.

Steht hier etwa bald eine ‚Wachablösung‘ an der Spitze des Frauenschachs bevor…?

In Runde 8 setzt Yifan ihren Siegeszug unvermindert fort und das gegen den Weltklassespieler Le Quang Liem – seines Zeichens zweimaliger Gewinner des Aeroflot Opens in Moskau sowie Zweitplatzierter der Dortmunder Schachtage 2010.

Es wird Yifans spektakulärste Partie des Turniers, die sie mit einem glänzenden Turmopfer krönt – das, ehrlicherweise, eigentlich nur zu einem Remis reicht.

Doch – man sehe und – staune…

Den dritten großen ‚Coup‘ in Folge gelingt Yifan schließlich in der neunten Runde gegen keinen geringeren als Alexei Shirov.

Seit ca. zwei Jahrzehnten ist Shirov, stets der absoluten Weltklasse zugehörig, eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Schach und all seine Erfolge aufzuzählen, hieße wohl ‚Eulen nach Athen tragen‘.

Umso erstaunlicher die Vorgehensweise Yifans – sie lässt sich auf die ‚Bauernraubvariante im Najdorf-Sizilianer‘ ein – was für ein ‚Affront‘ gegen Shirov!

Doch erneut – mit ‚Zähnen und Klauen‘ – verteidigt sie lange diesen Bauern, ehe sie ihn für eine vorteilhafte Abwicklung ins Endspiel wieder abgibt, welches sie jedoch souverän zum Erfolg führt. Chapeau – für diese famose Leistung!

 

Tag 104 – Ab ins Trainingslager


Es ist mal wieder soweit – heute Online Trainingstag mit IM Valeri Lilov – ja kein Schreibfehler!

Valeri hat die letzte IM-Norm beim 34th Open Championship – Georgi Tringov Memorial in Plovdiv (Bulgarien) erreicht – Herzlichen Glückwunsch!

7 Punkte aus 9 Partien und somit Platz 7 als ‚Startnummer‘ 30 – das ist schon klasse!
Viermal ist er auf einen Großmeister getroffen und hat dabei 2 Punkte geholt – Respekt!

Ok, drehen wir doch mal den Spieß um und analysieren eine Partie von ihm 😉 . Ja und da bietet sich natürlich sein Gewinn gegen GM Vladimir Petkov aus Runde 4 an.

Tag 103 – Durch den Nebel (III)

Es ist zwar noch kein Aschermittwoch, aber ok, mach‘ ich den ‚Gang nach Canossa‘ und kommen wir somit zu meiner schmächlichen Partie gegen Reinhard Schischke – ja, und hier trifft das Thema ‚im Nebel stochern‘ nur zu gut zu…

 

Tag 101 – Rückblick Gibraltar (II)


Folgen wir Hou Yifan weiter auf ihrem sensationellen Weg durch das Turnier von Gibraltar…

Mit 3 aus 3 geht es in der vierten Runde gegen Englands Nummer eins, der ‚Schachinstitution‘ Michael Adams.

Wie immer glänzend vorbereitet lässt sich Yifan gegen Adams auf ’sein‘ Marshall-Gambit ein, denn gilt Adams doch als eine der Koryphäen auf diesem ‚Gebiet‘ – mutig, mutig.

Nachdem ‚gefühlt‘  gut 20 Züge ‚theoriemäßig‘ nur so heruntergespult werden, erreicht Yifan kurz darauf relativ locker das Remis.

Tag 101 – Rückblick Gibraltar (II) weiterlesen