Die Spiele sind gespielt und Magnus Carlsen bleibt der ‚König unter den Königen‘!
Seine fantastischen 9 aus 13 sind einmal mehr eine deutliche Demonstration seines Könnens. Tag 1539 – Wijk – Third Third weiterlesen
Mit Hou Yifan geht’s auf zur letzten Etappe durchs Turnier von Gibraltar.
Letzte Runde und Yifan führt die Tabelle sensationell mit einem halben Punkt Vorsprung vor der ‚Favoritenmeute‘ Adams, Mamedyarov, Short, Sasikiran und Bologan an.
Yifan bekommt es mit dem Weltklassespieler Shakhriyar Mamedyarov zu tun, der aktuellen Nummer 14 der Welt (zur Erinnerung Hou Yifan belegt derzeit den 209. Weltranglistenplatz)!
So mancher dachte jetzt wohl: „Ach ja, das ‚kleine Mädchen‘ wird jetzt ‚zittrig‘ versuchen ein Remis abzuklammern und dabei sicherlich kläglich scheitern…“.
Doch weit gefehlt! Yifan opfert zwei Bauern und setzt Mamedyarov mächtig unter Druck – unglaublich! Geht sie aufs Ganze und will tatsächlich den alleinigen Turniersieg?
Um die lästige ‚Umklammerung‘ zu lösen, gibt Mamedyarov die Bauern zurück und versucht einen ‚Konter‘ zu ‚fahren‘, erreicht dabei so gerade eben aber nur ein Dauerschach – klasse Kampfschach, was man in der letzten Runde eines Turnieres nicht allzu häufig zu Gesicht bekommt.
Letztlich gelingt es lediglich Nigel Short mit einem schönen Schwarzsieg gegen Krishnan Sasikiran zu Yifan aufzuschließen, während sich Viktor Bologan mit einem Bauern mehr gegen Michael Adams zwar redlich müht, aber schließlich nicht über ein Remis hinauskommt.
Und weil es die Statuten so wollen, wird der Sieger durch einen Stichkampf ermittelt – zwei Schnellschachpartien (10 min + 5 s) – um 20.000 Pfund (also knapp 24.000 Euro). Puh, da kann man schon ‚mal ‚feuchte Hände‘ bekommen…
In den Stichkämpfen zeigt sich Routinier Short unerbittlich, remisiert seine Schwarzpartie und gewinnt sicher mit Weiß. Schade – kein ‚Happy End‘ für Hou Yifan… – die dennoch völlig zu Recht als die Heldin des Turniers gefeiert wurde.
Nur der Vollständigkeit halber, die Stichkampfpartien ohne Kommentar:
Folgen wir weiter den Spuren Hou Yifans durchs Turnier von Gibraltar.
In der siebten Runde kommt es zu einem äußerst brisanten Duell – die amtierende Frauenweltmeisterin Hou Yifan trifft auf die stärkste Schachspielerin aller Zeiten Judith Polgar!
Doch entgegen ihrer sonst so gefürchteten aggressiven Spielweise, geht Polgar die Partie recht passiv an – ja, sie strebt sogar schnell den Übergang ins Endspiel an. Hier gelingt es Yifan jedoch mit einer kleinen Kombination einen Bauern zu erobern – mehr als nur eine Vorentscheidung!
Mit einer verblüffenden Kaltschnäuzigkeit verteidigt sie diesen Bauern und erspielt sich weitere positionelle Vorteile, die sie so zu verdichten vermag, dass ein zweiter Bauerngewinn daraus resultiert. Als gar eine Figur verloren zu gehen droht, gibt Polgar schließlich auf.
Steht hier etwa bald eine ‚Wachablösung‘ an der Spitze des Frauenschachs bevor…?
In Runde 8 setzt Yifan ihren Siegeszug unvermindert fort und das gegen den Weltklassespieler Le Quang Liem – seines Zeichens zweimaliger Gewinner des Aeroflot Opens in Moskau sowie Zweitplatzierter der Dortmunder Schachtage 2010.
Es wird Yifans spektakulärste Partie des Turniers, die sie mit einem glänzenden Turmopfer krönt – das, ehrlicherweise, eigentlich nur zu einem Remis reicht.
Doch – man sehe und – staune…
Den dritten großen ‚Coup‘ in Folge gelingt Yifan schließlich in der neunten Runde gegen keinen geringeren als Alexei Shirov.
Seit ca. zwei Jahrzehnten ist Shirov, stets der absoluten Weltklasse zugehörig, eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Schach und all seine Erfolge aufzuzählen, hieße wohl ‚Eulen nach Athen tragen‘.
Umso erstaunlicher die Vorgehensweise Yifans – sie lässt sich auf die ‚Bauernraubvariante im Najdorf-Sizilianer‘ ein – was für ein ‚Affront‘ gegen Shirov!
Doch erneut – mit ‚Zähnen und Klauen‘ – verteidigt sie lange diesen Bauern, ehe sie ihn für eine vorteilhafte Abwicklung ins Endspiel wieder abgibt, welches sie jedoch souverän zum Erfolg führt. Chapeau – für diese famose Leistung!
Folgen wir Hou Yifan weiter auf ihrem sensationellen Weg durch das Turnier von Gibraltar…
Mit 3 aus 3 geht es in der vierten Runde gegen Englands Nummer eins, der ‚Schachinstitution‘ Michael Adams.
Wie immer glänzend vorbereitet lässt sich Yifan gegen Adams auf ’sein‘ Marshall-Gambit ein, denn gilt Adams doch als eine der Koryphäen auf diesem ‚Gebiet‘ – mutig, mutig.
Nachdem ‚gefühlt‘ gut 20 Züge ‚theoriemäßig‘ nur so heruntergespult werden, erreicht Yifan kurz darauf relativ locker das Remis.
Wagen wir einen Blick zurück auf das sehr stark besetzte Open von Gibraltar – offiziell Tradewise Gibraltar Chess Festiaval 2012 – ausgetragen vom 24.01.-02.02.2012.
Die Teilnahme von knapp 60 Großmeistern (darunter 11 (!) ‚2700er ELO-Schwergewichte‘) und 40 Internationalen Meistern allein im ‚Masters‘ sprechen für sich, sind bei einem Preisfond von 155.000 Pfund (!), wobei allein der Sieger 20.000 Pfund einstreicht, aber auch nicht weiter verwunderlich.
Nach einem sehr spannenden Turnierverlauf wurde schließlich etwas überraschend Nigel Short (15. der Setzliste) ohne Niederlage mit starken 8 Punkten aus 10 Partien zum Sieger gekürt, wobei er sich jedoch (gar nicht ‚gentlemanlike‘) erst im Stichkampf mit 1,5:0,5 gegen Hou Yifan durchsetzen konnte.
Womit wir bei dem Star des Turniers wären: Hou Yifan!
Die gerade einmal 17jährige amtierende Frauenweltmeisterin, die ihren Titel im November gegen Humpy Koneru klar mit 5,5:2,5 verteidigte, reiste mit für dieses Turnier geradezu ‚bescheidenen‘ 2605 ELO und Setzlistenplatz 25 an – und sorgte für Furore!
Sie erreichte ebenfalls 8 Punkte bei einer Turnierperformance von 2872 ELO! Doch verfolgen wir ihren Weg im Einzelnen…
In der ersten Runde kommt Hou Yifan zu einem ‚Arbeitssieg‘ gegen FM Emanuel Schiendorfer.
Gegen den jungen aufstrebenden Briten IM Adam C. Hunt zeigt Hou Yifan in der zweiten Runde eine der Eigenschaften, die sie mit durchs Turnier ‚tragen‘ wird – eine außerordentliche Kaltblütigkeit in der Verteidung – obwohl sie hier auch einige bange Momente zu überstehen hat.
Der erste ‚große Coup‘ gelingt Hou Yifan in Runde drei – ein ‚2700er-Skalp‘!
Mit einer erstaunlichen Leichtigkeit ‚reißt‘ sie die ‚Berliner Mauer‘ von GM Zoltan Almasi nieder.