Tag 1065 – Grand Prix in Baku 10-11

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FIDE Grand Prix Baku

Also doch! Die Sieger des ersten Turniers der FIDE Grand Prix Serie in Baku, die mit die Teilnehmer des Kandidatenturniers und somit letztlich den Herausforderer um den Weltmeistertitel ermitteln, heißen Fabiano Caruana und Boris Gelfand.

Schon kurios, wie ’synchron‘ beide in Baku agierten. Lange Zeit führend, müssen Caruana und Gelfand in Runde 9 eine schmerzliche Niederlage einstecken, um tags darauf mit einem Sieg die Tabellenspitze zurückzuerobern und diese zum Abschluss mit einem Remis abzusichern. Tag 1065 – Grand Prix in Baku 10-11 weiterlesen

Tag 506 – King of Kings (XIV)

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14.  und somit letzte Runde in London. Es wird noch einmal hoch hergehen – hier die Tipps:

 

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Update – 23:47 Uhr

carlsen-2013Magnus Carlsen heißt der Gewinner des Londoner Kandidatenturniers! Für viele erwartungsgemäß, die Art und Weise war es sicherlich nicht…

Denn was war das für ein spannendes Turnier in London – und was war das für eine dramatische Schlussrunde! Meister Hitchcock hätte seine Freude gehabt…

Zunächst kurz die restlichen Partien:

Gelfand – Grischuk remis
Sicherlich ist Boris Gelfand und Alexander Grischuk bewusst, dass sie heute nur den ‚Rahmen‘ bilden werden, dennoch sind sie bemüht eine ordentliche Partie aufs Brett zu bekommen. ‚Ihr Grünfeld-Inder‘ endet recht unspektakulär und friedlich nach 27 Zügen mit einem Dauerschach.

Aronian – Radjabov 1-0
Ja und auch Levon Aronian beendet das Turnier versöhnlich mit einem Sieg. Aber ist es wirklich versöhnlich? Denn mit Blick auf die Schlussrundenergebnisse ein halbes Pünktchen  ‚hintenan‘ ins Ziel zu kommen, lässt den Groll über seine unsägliche Niederlage gegen Vladimir Kramnik  umso größer erscheinen. Denn gerade Aronian war es, der lange Zeit Magnus Carlsen als einziger die Stirn bot und sich mit ihm ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen lieferte – doch sein Risiko in den entscheidenden Partien gegen Svidler und Kramnik wurde nicht belohnt – schade…

In seiner Partie gegen Teimour Radjabov lässt Aronian noch einmal sein enormes kreatives Potential aufblitzen. Ein verwirrender ‚Mittelspieltumult‘ mündet in der immer wieder interessanten Konstellation zwei Türme gegen Dame – doch während Radjabov von einer zweiten Dame träumt und dabei die gegnerischen Drohungen vollkommen ignoriert (29…a4? und 30…a3?), knüpft Aronian geschickt ein Mattnetz, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.

Carlsen – Svidler 0-1
Drama – Teil 1 – wer hätte gedacht, dass der sonst so abgezockt wirkende Magnus Carlsen solche Nerven zeigt? Zunächst legt er die Partie mit einem soliden ‚Spanier‘ ruhig an – aber die Situation ist auch wirklich verzwickt. Was macht der unberechenbare Ivanchuk gegen Kramnik? Reicht das Remis oder muss in der Stellung noch soviel ‚Saft‘ verbleiben, um notfalls noch auf Gewinn spielen zu können? Fast bekommt man den Eindruck Carlsen widmet der ‚Nachbarpartie‘ mehr Aufmerksamkeit als seiner eigenen – und so geschieht es, dass er in eine haarsträubende Zeitnot gerät. Hier nimmt das Schicksal seinen Lauf – mit einer Reihe von teils groben Schnitzern (32.gxf4? / 35.Dg3?), entgleitet Carlsen, seine zunächst leicht vorteilhafte Stellung, vollends und er verliert! Was für eine Riesenüberraschung! Hat er damit tatsächlich doch noch alles verspielt? Bange Blicke gehen hinüber zu der letzten und alles entscheidenden Partie…

Ivanchuk – Kramnik 1-0
Drama – Teil 2! Da hätte Vladimir Kramnik im Nachhinein ein Remis gereicht, doch er – verliert – was für ein Alptraum! Aber der Reihe nach…
Die Ausgangssituation war klar, Kramnik muss auf Sieg spielen, um noch eine Chance auf den Titel zu haben und so legt er augenscheinlich all seine Hoffnung auf Vassily Ivanchuks ‚Zeitnotkrankheit‘ – also, die Stellung immer ein wenig kompliziert halten. Doch der ‚kauzige‘ Ivanchuk, dem einerseits fünf Zeitüberschreitungen zu Buche stehen, andererseits jedoch sein unglaublicher Schwarzsieg gegen Carlsen, trifft heute wieder einen guten Tag. Seine Zeitnot hält sich, für seine Verhältnisse, in Grenzen und er baut sein leichtes Stellungsplus (nach den guten Zügen 24.g3! und 28.f3!), gegen einen offensichtlich gehemmt agierenden Kramnik, konsequent aus – ja, Ivanchuk gewinnt sogar einen Bauern. Als Kramnik mit 35…Tc8? patzt und Ivanchuk die starken Züge 38.b5! und vor allem nach der Zeitkontrolle, 41.Dd5! findet, ist es um Kramnik vollends geschehen.
Unfassbar – somit gewinnt Magnus Carlsen dieses nervenaufreibende ‚Psycho-Spiel‘ doch noch und wird als Sieger des Turniers Weltmeister Viswanathan Anand zum Duell um die WM-Krone herausfordern.

Ein dekwürdiges Turnier, das einen gebührenden Platz in der Schachgeschichte erhalten wird, ein würdiger Sieger mit Magnus Carlsen und große Werbung für den Schachsport – was will man mehr…

Hier das Endresultat:

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Tag 505 – King of Kings (XIII)

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Vorletzte Runde in London.  Und die Tipps des heutigen Tages – Carlsen mit Wut im Bauch gleicht wieder aus:

 

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Update – 23:58 Uhr
3 aus 4 – nicht schlecht 😉 – und wie vermutet schafft es Carlsen und schließt zu Kramnik auf – was für ein packendes Finale morgen!

Grischuk – Aronian remis
Nein – Levon Aronian’s Kampfkraft ist erlahmt, er greift nicht wirklich nach dem letzten ‚Strohhalm‘ um den Titel. Zwar kann er mit einem netten taktischen Trick (24…Lc1!) alsbald einen Bauern ergattern, aber so richtig glücklich wird er damit nicht. Doppelturm und Läuferpaar Alexander Grischuks machen mächtig Dampf und treiben Aronians Figuren in passive Positionen. In der Zeintophase gewinnt Grischuk ‚folgerichtig‘ den Bauern zurück und durch Zugwiederholung wird die Partie im 38.Zug friedlich beendet.

Svidler – Ivanchuk 1-0
Vassily Ivanchuk ist und bleibt ein unberechenbares Unikum! Da schlägt er Magnus Carlsen brilliant mit Schwarz, um, dieses Mal gegen Peter Svidler, erneut auf Zeit zu verlieren – das fünfte Mal in diesem Turnier – absolut rekordverdächtig! Dabei spielt Ivanchuk zunächst durchaus auf höchstem Niveau und bringt ein sehr interessantes Qualitätsopfer für zwei Bauern – die Kompensation ist ihm gewiß. Svidlers ‚Zutun‘ ist nachfolgend gar nicht mal so groß, er macht einfache,solide Züge – wohlweißlich, dass sein Gegner einmal mehr unter seinem Zeitdruck zusammenbrechen wird. Tja, und Svidler behält recht – Zeitüberschreitung im 37.Zug.

Kramnik – Gelfand remis
Vladimir Kramnik hatte es in der Hand und wird sich sicherlich mächtig ärgern, dass er diese Partie nicht in einen vollen Punkt hat ummünzen können. Sein starkes Spiel gegen Boris Gelfand wird, bei einer anhaltend angenehmen Stellung, schon bald mit einem Bauerngewinn belohnt. Er führt den Mehrbauern bis ins Endspiel, doch mit beginnender Zeitnot, versteht es Gelfand mit einem zusaätzlichen vorübergehenden Bauernopfer mächtig Verwirrung zu stiften und Kramniks Vorteil ‚bröselt‘ dahin. Zwar kann er die gefürchtete ‚Doppelturmkreisäge‘ auf der siebten Reihe zum Einsatz bringen, aber ihm fehlt genau ein Zug zum großen Glück – und so rettet sich Gelfand per Dauerschach ins Remis.

Radjabov – Carlsen 0-1
Magnus Carlsen, dieser ‚Teufelskerl‘! In einem beinahe siebenstündigen Marathonmatch zermürbt er Teimour Radjabov und schafft tatsächlich wieder den Gleichstand mit Vladimir Kramnik – Wahnsinn! Was für ein Geduldsspiel und Radjabov kann einem wirklich Leid tun. Gut sechseinhalb Stunden und fast 80 Züge lang herrscht auf dem Brett fast ‚tote Hose‘, doch wenn man sich diesem permanenten und unbändigen Siegewillen Carlsens ausgesetzt sieht, wird’s eben für jeden schwer – die Uhr tickt, die Nerven schwinden, die Konzentration gerät ins Schwanken. Wie eine Spinne im Netz lauert Carlsen hellwach und geduldig auf die eine Chance, die da kommen wird und packt dann gnadenlos zu. Sieg nach 89 Zügen – unglaublich. Womit nun wieder Magnus Carlsen alle Trümpfe in der Hand hält, denn bei Gleichstand hat Carlsen, aufgrund der mehr gewonnenen Partien, die Nase vorn. Was für ein spannendes Finale morgen!

Tag 503 – King of Kings (XII)

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Endspurt in London  – heute mit der Spitzenpaarung Aronian-Kramnik. Ist Magnus Carlsen der ‚lachende Dritte’…? Hier die Tipps:

 

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Update – 23:15 Uhr
Sorry, Leute – das Ostereierblitzen hat dann doch sehr geschlaucht (immerhin mit meinem Junior 66 Eier und einen Schokohasen ‚abgestaubt‘ ;-)) – heute wird das nicht mehr viel, demnächst ‚urlaubsbedingt‘ vielleicht auch nicht, mal sehen…

Aber was für ein Spieltag in London! Ehrlich – heute hätte ich viel Geld verloren, wenn ich hätte wetten müssen…

Gelfand – Svidler remis
Hier hätte ich z.B auf ein Remis nach 20 Zügen getippt… – mitnichten, wenn auch die ‚Remisbreite‘ nie wirklich überschritten wird, kämpfen Boris Gelfand und Peter Svidler bis zur Zeitkontrolle – immerhin…

Radjabov – Grischuk remis
Ok, auch hier stimmt mein Tipp, aber beim ‚Wie‘, nämlich einem ebenfalls kurzen Remis, hätte ich doch ziemlich daneben gelegen.
Teimour Radjabov will es doch noch einmal wissen und spielt gegen Alexander Grischuk auf Gewinn. Beinahe wäre sein Vorhaben belohnt worden, wäre Grischuk nicht noch in das theoretische Remisendspiel: Turm plus h- und f-Bauer gegen Turm entschlüpft.
Etwas sarkastisch kann man Radjabovs Turnierverlauf mit folgendem Klassiker von Jürgen Wegmann beschreiben: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu…“

Aronian – Kramnik 0-1
Was für ein prächtiges Feuerwerk an Kreativität von Levon Aronian und Vladimir Kramnik – eine aufregende Partie, die eigentlich keinen Verlierer ‚verdient‘ gehabt hätte.
Nun gut – Aronian’s Figurenopfer 18.Dc2!!?? ist schon nahe am Wahnsinn, vielleicht versucht er damit, statt Kramniks ’staubtrockenes‘ Positionsspiel ‚ertragen‘ zu müssen, ihn in ein taktisches Fahrwasser zu zerren und so zum vollen Punktgewinn zu kommen. Was folgt ist ein wirklich sinnverwirrendes Scharmützel, das zunächst in einem sehr schwer zu beurteilenden Endspiel Turm, Läufer, 3 Bauern gegen Turm und 5 Bauer mündet. Als kurz darauf die Türme getauscht werden, befindet sich die Partie, aufgrund Aronians weit vorgerückten c-Bauerns, immer noch haarscharf ‚im Remis‘. Doch dann unterläuft Aronian mit 50.g6?? (50.h6 hält remis) ein fataler Fehler, der ihm alsbald die Partie kostet.

Carlsen – Ivanchuk 0-1
Tja, und spätestens beim ‚Anblick‘ dieses Ergebnisses muss Vladimir Kramnik wohl geglaubt haben, dass heute für ihn ‚Weihnachten und Ostern‘ auf einen Tag fallen! Und ich hätte ungefähr ’ne Millionen verloren… 😉 – Magnus Carlsen unterliegt mit Weiß gegen die ‚Wundertüte‘ Vassily Ivanchuk – unfassbar!
Konnte man das erahnen? Nun gut, Carlsen spielt heute nicht so druckvoll wie bisher von ihm ‚gewohnt‘, ja, er büßt sogar einen Bauern ein – doch mit genauem Spiel sollte das Endspiel zu halten sein, oder!? Aber Carlsen erwischt eben keinen guten Tag (71.c6! (statt 71.Th6?) hält  forciert remis) – das ist zwar tragisch für ihn, macht ihn aber auch ein Stück ‚menschlicher‘. Ivanchuk behauptet den Mehrbauern in einem Turmendspiel, das er wie schon gegen Radjabov meisterlich zum Gewinn führt.
Und plötzlich übernimmt der von mir schon völlig abgeschriebene Vladimir Kramnik die Tabellenführung – unglaublich!

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 502 – King of Kings (XI)

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So – nur noch 4 Runden in London. Wird Carlsen noch straucheln? Kann Aronian wieder aufschließen? Oder mischt gar noch Kramnik mit? Hier erst einmal die Tipps des heutigen Tages:

 

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Update – 22:23 Uhr
Ups – Martin, das war wohl nichts 😉  – 3 aus 4 dagegen für den Floh.  🙂

Ivanchuk – Gelfand remis
Nach den harten Nackenschlägen vom Vortage, gönnen sich die beiden ‚Oldies des Turniers‘ eine Ruhepause – friedliches Remis nach 17 Zügen.
Tag 502 – King of Kings (XI) weiterlesen