Tag 490 – King of Kings (II)

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2.Runde in London – schnell noch tippen – heute wird es eine Entscheidung geben…! 😉

 

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Update 22:47 Uhr
Hm, der Tipp ist zwar nicht ganz aufgegangen, denn es gab sogar zwei Entscheidungen!

Carlsen – Kramnik remis
Die nächste Spitzenpaarung – und Magnus Carlsen ist nun wirklich nicht um sein Anfangsprogramm zu beneiden – erst Aronian und jetzt Kramnik.
Doch schnell wird klar, dass Vladimir Kramnik (mal wieder) sein ’schwarzes Betonschach anrührt‘. Dabei scheut er wirklich nicht davor zurück, so richtig ‚hässliche‘ Stellungen zu spielen, die jedoch die langfristige Perspektive bieten, die gegnerische Initiative zu neutralisieren. Das klingt zwar destruktiv und man kann das mögen oder nicht, aber es ist wohlkalkuliert und ergebnisorientiert – Remis nach 30 Zügen.

Grischuk – Svidler remis
Im rein russischen Duell wird ein recht flotter ‚Anti-Marshall-Spanier‘ präsentiert. Die Partie bleibt stets in einem dynamischen Gleichgewicht und als in der beginnenden Zeitnotphase die Spannung noch einmal ansteigt, löst sich das taktische Scharmützel in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel auf. Remis im 41.Zug.

Radjabov – Ivanchuk 1-0
Vassily Ivanchuk erleidet mit seiner Überraschung, der Holländischen Verteidigung, völligen Schiffbruch. Teimour Radjabov baut einen enormen Druck auf und nur unter Opfer kann Ivanchuk den sofortigen Partieverlust vermeiden. Auf den ersten Blick scheint die nachfolgende Verwertung für Radjabov reine Formsache zu sein, aber dies gestaltet sich dann doch schwieriger als erwartet. Radjabov geht ein bisschen mit der Brechstange vor und bringt Ivanchuk tatsächlich wieder ins Spiel, als dieser im 34.Zug dann jedoch die Zeit überschreitet.

Aronian – Gelfand 1-0
Eine klasse Vorstellung liefert Levon Aronian!
Nach einer recht bescheidenen ‚Englischen‘ Eröffnung, entscheidet sich Boris Gelfand frühzeitig die Damen zu tauschen – zu frühzeitig…? Denn er verbleibt in einem schwierigen Endspiel mit einem ’schrecklichen‘ Läufer auf b7. Ihm gelingt zwar die Befreiung dieses Läufers, aber dies kostet viel Kraft und Zeit. Und als ihm im 25.Zug mit Tc8? eine Ungenauigkeit unterläuft, schlägt die Stunde von Levon Aronian. Gnadenlos und enorm druckvoll drängt er Gelfand zurück und der Weltklassezug 30.g4!! besiegelt praktisch den Gewinn – Gelfand bricht zusammen…

Partienquelle – The Week in Chess

Tag 489 – The King of Kings (I)

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So – bevor es nun losgeht –
hier noch ‚mein‘ Tippspiel: 😉

 

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Ok, ein bißchen langweilig, aber wer von den Favoriten wird direkt in der ersten Runde, zudem mit Schwarz, ‚knallhart‘ auf Gewinn spielen…? Wohl kaum einer, oder…!? Was ist denn euer Tipp? 😉

 

Update – 22:23 Uhr

Na – hab‘ ich’s nicht gesagt…? 😉
Im Ernst, die erste Runde verlief erwartungsgemäß sehr ruhig. Die Weißspieler haben nicht überzogen und die Schwarzspieler ‚wackelten‘ nicht im Geringsten. Viel zu präsentieren gibt’s da leider nicht…

Aronian – Carlsen remis
Vom Papier her ist das natürlich eine Begegnung zum ‚mit der Zunge schnalzen‘ – aber alles erstickte hier irgendwie im ‚psychologischen Korsett‘. Aronian hat mächtig Respekt und Carlsen will mit Schwarz erst einmal ins Turnier finden. Und so wird getauscht und getauscht und getauscht… – Remis nach 31 Zügen nachdem das Brett fast leergefegt wurde.

Svidler -Kramnik remis
Ein ähnliches Konzept verfolgt Svidler – hier befinden wir uns bereits nach 10 (!) Zügen im Endspiel und die beiden Kontrahenten bringen es gerade einmal auf 23 Zügen bis zum Friedensschluss.

Gelfand – Radjabov remis
Ein wenig lebhafter geht’s in diesem Duell zu – zunächst verbucht Gelfand mit seinem ‚Vierbauernvormarsch‘ einen leichten ‚optischen‘ Vorteil. Doch nach dem zentralen Vorstoß 16…d5! vermag Radjabov die Stellung zu neutralisieren. Zu mindestens wird noch bis nahe an die Zeitkontrolle gekämpft, wenn auch eher mit dem ‚geschmeidigen Degen‘.

Ivanchuk – Grischuk remis
Die einzige (halbwegs) spannende Partie. Hier kommt ein ‚Katalane‘ aufs Brett und ganz klar, wird einer langen Theorievariante gefolgt. Erst im 20.Zug bringt Ivanchuk mit 20.Lf1!? eine Neuerung – ob dies allerdings der ‚große Bringer‘ ist, bleibt fraglich. Zwar kann Ivanchuk für einen längeren Zeitraum die offene c-Linie behaupten, doch Grischuk kompensiert dies mit aktivem Figurenspiel.
Nachfolgend mündet die Partie in einem Damenendspiel, in dem zunächst Grischuk nach 32…Dxa3 ein wenig die Nase vorne zu haben scheint, doch spätestens mit 36.f5! lässt Ivanchuk aufkommende ‚Gerüchte‘ verstummen. Grischuk wickelt letztlich in ein Bauernendspiel ab, das jedoch leicht als remislich zu berechnen ist – Remis nach 50.Zügen – immerhin…

Partienquelle – The Week in Chess

Tag 298 – Olympia VI


Gestern konnten die ‚Protagonisten‘ kurz durchschnaufen und Kräfte sammeln, doch heute folgt unvermittelt die sechste Runde bei der Schacholympiade in Istanbul.

Die deutschen Herren spielen heute gegen die USA – und da kann die Devise nur lauten: ‚Vorne‘ gegen die Weltklasseleute Hikaru Nakamura (2778) und Gata Kamsky (2746) dagegen halten und ‚hinten‘ einen ‚Stich‘ setzen – mal sehen, ob die Taktik aufgeht. Hoffentlich findet Arkadij Naiditsch zur alten Stärke zurück…

Auch für unsere Damen wird es wohl ein ganz enges Match geben, da sie auf eine sehr ‚kompakte‘ indische Mannschaft treffen, aber vielleicht beflügelt ja der letzte, hohe Sieg gegen Kuba…

Mein heutiger Tipp für die 6.Runde:
Herren: Deutschland –  USA 2,5:1,5
Damen: Deutschland – Indien 2,5:1,5

Bis später…

Update:

‚Meine‘ Taktik ist zwar nicht ganz aufgegangen, aber das sichere 2:2 der deutschen Herrenmannschaft gegen das starke US-Team ist auch ein gutes Ergebnis. Ernüchterung hingegen bei unsere Damen – sie unterliegen Indien klar mit 1:3.

Aus Ermangelung einer deutschen Gewinnpartie, wenden wir uns dem Match des Tages zu: Vladimir Kramnik besiegt Levon Aronian – und wie! Dennoch reicht es nicht ganz zum Mannschaftssieg für Russland, da Sergei Movesian Alexander Grischuk schlägt und das 2:2 Unentschieden für Armenien sichert – es bleibt also weiterhin spannend…

Tag 172 – Elefantengipfel (III)


So – der Freundschaftskampf zwischen der Nummer Zwei Levon Aronian und der Nummer Drei der Welt Vladimir Kramnik in Zürich ist passé!

Trotz des ‚freundschaftlichen‘ Charakters, eine ‚durch und durch‘ professionelle Veranstaltung mit hochklassigem Schach, die Vorfreude auf den bevorstehenden Weltmeisterschaftskampf zwischen Viswanathan Anand und Boris Gelfand (Moskau, 10-31.Mai) verbreitet.

Die ‚Protagonisten‘ Aronian und Kramnik versuchen noch einmal einiges in ihren letzten beiden Partien, wobei sich Aronian als der deutlich ‚Risikofreudigere‘ herausstellt. Aber Kramnik beweist einmal mehr seine ausgesprochene ‚Zähigkeit‘ in der Verteidigung, die jeglichen Angriffsversuchen standhält, aber auch seine Gefährlichkeit im ‚Konterschach‘, die wiederum Aronian zu neutralisieren weiß – und so endet der Wettkampf letztlich ’schiedlich, friedlich‘ 3:3.

Anbei die beiden Partien zum Nachspielen, wobei die letzte Partie noch einmal sehr interessantes Schach bietet.

Ausführliche Analysen gibt es hier
fünfte Partie…
sechste Partie…

Tag 169 – Elefantengipfel (II)

Bevor in Zürich heute und morgen der Schaukampf zwischen Levon Aronian und Vladimir Kramnik in die entscheidenden letzten beiden Runden geht, schnell noch ein Blick auf die Partien drei und vier.

Wie schon allerorts berichtet, ist die dritte Begegnung ein wahrer Leckerbissen für die Zuschauer! Erstens spielt Kramnik e4, was für eine Überraschung, dann auch noch fast im ‚romantischen Stil‘ das ‚Schottische Vierspringerspiel‘. Tja, aber Aronian lässt sich nicht lange bitten, und antwortet mit – einem positionellen Damenopfer im 11.Zug!

Schließlich entsteht die seltene, hochkomplexe Konstellation Dame gegen drei Leichtfiguren – wahrscheinlich alles im Rahmen eines ‚dynamischen Gleichgewichts‘. Doch Aronian will mehr und spielt auf Sieg!

Gerechtfertigt ist dies vermutlich nicht – doch den Zuschauer freut’s und weckt Kramnik’s Ehrgeiz, der nun seinerseits entschlossen den vollen Punkt will.

Und in der Tat – Kramnik durchbricht die ‚Harmonie‘ der gegnerischen Figuren und führt mit seiner starken Dame voran, die Partie zum Sieg!

Eine ausführliche Analyse der Partie gibt’s von GM Yannick Pelletier hier…

Dafür entwickelt sich die vierte Begegnung zu einem – sorry – echten Langweiler. Aronian rennt erneut gegen die ‚Berliner Mauer‘ an und ‚rüttelt‘ nicht mal an einem ‚Steinchen‘. Nach 25 Zügen ist Schluß (Analyse hier…) – 2:2 Unentschieden, für Spannung ist gesorgt…

Tag 165 – Mannschaftskampf und Elefantengipfel

Da hat mich (mal wieder) eine Mandelentzündung ‚lahm gelegt‘, doch ‚die Jungs‘ haben unseren Mannschaftskampf gegen Menden auch ohne mich zu einem 4:4 ‚gedeichselt‘, womit zumindestens der Verbleib in der Verbandsliga gesichert ist – was für eine ‚durchwachsene‘ Saison…

 

Schnell ein anderes Thema 😉
Zwei Partien sind nun im ‚Züricher Elefantengipfel‘ zwischen Vladimir Kramnik und Levon Aronian gespielt.

‚Medial‘ ist die Veranstaltung wirklich toll ‚aufgemacht‘ – eine Live-Kommentierung von GM Yannick Pelletier und IM Werner Hug (wechselnd in fließendem Englisch/Deutsch), zudem die Brettstellung auf denen die Analysen zu verfolgen sind und nicht zuletzt eine Webcam, die Live die Emotionen der Kontrahenten einfängt – und dies alles in einem ‚Split-Screen-Verfahren‘ – klasse!  🙂

Hier mal ein ‚Snapshot‘:


Hoffentlich wird der anstehende Weltmeisterschaftskampf zwischen Viswanathan Anand und Boris Gelfand, der vom 10.05.-31.05.12 in Moskau ausgetragen wird, in ähnlich, hochklassiger Form präsentiert…

Der Wettkampf zwischen Kramnik und Aronian beginnt mit einem Paukenschlag!
‚Schwarzspieler‘ Aronian bringt in der Eröffnung (Damengambit (Halbslawisch) ) eine Neuerung (16…De6!?) und Kramnik, sichtlich beeindruckt, begibt sich fortan schnell in die Verteidigung (wohlgemerkt mit Weiß!).

In leicht nachteiliger Stellung gibt Kramnik dann einen Bauern (26.f4?!), was seine Lage jedoch weiter verschlechtert. Nachfolgend versteht es Aronian sehr geschickt die Stellung zu ‚verkomplizieren‘ und in dem schwierigen Doppelturmendspiel plus Leichtfigur greift Kramnik mit dem Kontrollzug schließlich fehlt (40.Td7?) – und verliert.

Ob Kramnik diesen herben Rückschlag noch einmal wett zu machen vermag?

Die Partie wird ‚beim Veranstalter‘ ausführlich analysiert – hier ohne Kommentar nachspielbar:

Die zweite Partie verläuft dagegen wesentlich ruhiger – zwar besitzt Aronian erneut die Initiative, aber Kramniks ‚Berliner Mauer‘ hält, einmal mehr, stand – Partiekommentar hier…

Tag 32 – Nachsitzen in Sachen London – Runden 7 und 8

Schnell noch der Rückblick auf die Runden 7 und 8, ehe es heute zur spannenden Schlussrunde in London kommt.

Mit seinem Doppelschlag hat sich Kramnik nun durch die 3-Punkte-Regelung plötzlich an die Tabellenspitze katapultiert.

Wird ‚King‘ Carlsen es sich bieten lassen, dass Kramnik ihm den Titel wegschnappt? Man darf gespannt sein…

7.Runde:
Aronian – Anand remis
Großmeisterremis – will Aronian sich jetzt ‚durchremisieren’…?

Short – McShane 0-1
Short sorgt ‚mal wieder für die Show, leider auf eigene Kosten – denn er ‚packt‘ das ‚alt-ehrwürdige‘ Königsgambit aus. Auf diesem Niveau gleicht das beinahe einem Harakiri, oder?
Und in der Tat – McShane schüttelt die ‚kleine‘ Initiative Short’s locker ab und bringt das Endspiel mit Mehrbauern leicht ’nach Hause‘. Böse Zungen behaupten aber, dass hier der einzig gut spielende Engländer ‚gepusht‘ werden sollte. Nein, so was würden wir nie denken…

Carlsen – Adams 1-0
Eine tragische Runde für Adams, wahrlich nicht sein Turnier. Zwar ‚krallt‘ sich Carlsen relativ früh das Läuferpaar, um dann aber eine ‚halbe Ewigkeit‘ auf einem ‚krüppeligen Eckläufer‘ hängenzubleiben. Das Gleichgewicht war wohl nie wirklich gestört, bis zu Adams verhängnisvollen 35.Zug Sc4??, der eine Figur und somit natürlich direkt die Partie einstellt.

Kramnik – Howell 1-0
Eine spannende Partie und wieder eine ’saubere‘ Leistung Kramniks, obwohl – beide in der kuriosen Schlußstellung eine ‚Kleinigkeit‘ übersahen…

8.Runde:
Anand – Carlsen remis
Sicheres Remis, nicht besonders aufregend. Carlsen erobert zwar im Endspiel einen Bauern, aber Anands aktiver Turm hält das Gleichgewicht.

Howell – Aronian remis
Da denkt man gegen Schlusslicht Howell will es Aronian noch einmal wissen – aber mitnichten. Seine Pirc-Verteidigung bringt ihm sogar einige Unannehmlichkeiten ein. Er windet sich jedoch heraus und wickelt in ein ausgeglichenes Endspiel ab. Hier büsst Howell, mal wieder in großer Zeitnot, zwar einen Bauern ein, rettet sich schließlich aber doch noch ins Remis.

Nakamura – Short remis
Was wollte Nakamura denn mit dieser Partieanlage bezwecken? Alles ‚verriegelt und verrammelt‘ und bis zum 30.Zug (!) wird nicht eine Figur geschlagen. Und so ‚quält‘ man sich 90.Züge (!) lang – mit Verlaub, besonders sinnvoll war das nicht…

McShane – Kramnik 0-1
Ganz klar, der große Sieger des Tages heißt Kramnik mit seinem Schwarzsieg gegen den englischen’Überflieger‘ McShane. In einer sehr spannenden Partie riskiert McShane mit seinem Qualitätsopfer (24.Txf4) alles und – scheitert.

Tag 30 – London – Die Helden sind müde…

Und hier der Bericht von der sechsten Runde der
London Chess Classics.

Hm, sind die Helden plötzlich müde geworden oder ist das die Ruhe vor dem Sturm? Wollen wir einmal Letzteres hoffen, denn diese ‚Remis-Runde‘ war mit Abstand die ‚Zuschauerunfreundlichste‘.  Nicht das die Schachbundesliga, die an diesem Wochenende ebenfalls stattfindet, noch zur echten Alternative wird? Ne Quatsch, das war jetzt fürchterlich respektlos

6.Runde:
Adams – Aronian remis
‚Abholzung bis zum Kahlschlag‘ – gähn.

Howell – Short remis
Auch nicht viel aufregender – aber vielleicht irgendwie verständlich, dass die Verlierer des Vortages erst einmal wieder ein bißchen ‚auf die Beine‘ kommen wollen.

McShane – Nakamura remis
Hier flackerte zumindestens mal kurz so etwas wie Spannung auf, als McShane mit 15.b4!? und 16.a4!? versucht die Initiative zu ergreifen. Nakamura weicht aber aus und nach dem kurz darauffolgenden Damentausch ist auch hier schnell die ‚Luft raus‘.

Anand – Kramnik remis
Das große Duell des Weltmeisters gegen seinen Vorgänger – immer wieder von einer ganz besonderen Brisanz. Ja, doch – die Partie hat durchaus einiges Interessantes zu bieten.

Noch kurz ‚was in eigener Sache… – danke Christoph, tolles Geschenk – genau das Richtige  zu Gläschen Rotwein, knisterndem Kamin und duftendem Weihnachtsbaum. 🙂

Tag 28 – London Calling – …in-between times…


Hier meine kleine Zwischenbilanz nach 4 Runden von den London Chess Classics 2011.

Natürlich ist mir bewusst, dazu nicht ‚angemessen befähigt‘ zu sein, aber es gibt ja auch 80 Millionen Bundestrainer, oder? 😉

 

Ganz klar, bisher hält das Turnier das, was das Teilnehmerfeld verspricht!
Es wird gekämpft, niedrige Remisquote, das Kommentarenteam ist wieder spitze – Schachfan, was willst du mehr!

Auch die ‚Neuerung‘ eines aussetzenden Spielers, der dann als Kommentator fungiert, finde ich sehr interessant – war das eigentlich Absicht oder ist ein Spieler ausgefallen – weiß ich gar nicht…?

Eines habe ich aber nicht recht verstanden – Boris Becker als‘ Pate‘ der ersten Runde? Wusste gar nicht, dass er des Schachspiels mächtig ist…? (Na, na, na – ein Schelm, wer Böses dabei denkt… 😉 )

Nun aber ‚in medias res’…

1.Runde
Adams – Anand remis
Kramnik – Nakamura remis
Zwei eher farblose Remis, nicht näher erwähnenswert.

Aronian – McShane remis
So spannend kann ein Remis auch sein! Klasse Kampfschach – McShane ist einfach nicht bereit, auch nur 1 Millimter preiszugeben. Erst ein Qualitätsopfer (25.c6) , dann noch ein Damenopfer (31.c7) obendrauf, doch immer ‚hart‘ am dynamischen Gleichgewicht – starke Partie auf hohem Niveau!

Carlsen – Howell 1-0
Für mich die Partie des Tages! Das positionelle Bauernopfer 16.e5 ist wirklich beeindruckend – was für eine Harmonie die weißen Figuren (vor allem Springer und Läufer) danach ausstrahlen – zum Schwärmen:

2.Runde
Howell – Adams remis
Wahrlich nicht uninteressant – zwischenzeitlich kommt es zur Konstellation Springerpaar gegen Läuferpaar, zudem weißes Freibauernpaar gegen gefährlichen schwarzen Randfreibauer.  Endet mit Zugwiederholung in Zeitnot.

McShane – Carlsen remis
Carlsen bringt ein frühes, wohl zweifelhaftes Bauernopfer. Die Initiative verflüchtigt sich und McShane spielt auf Sieg. Ganz sicher – ‚irgendwo‘ hat er den Gewinn verpasst – Carlsen im Glück.

Nakamura – Aronian 1-0
Da hatte Aronian wohl nicht seinen besten Tag erwischt, denn das Qualitätsopfer nach 24.Sg6+ war sicherlich noch berechtigt – immerhin erhält er zwei Bauern als Kompensation. Doch er setzt nicht gerade überzeugend fort, büßt beide Bauern ein und Nakamura bringt die Qualität ’sicher nach Hause‘.

Short – Kramnik 0-1
Partie des Tages! Solche ‚technischen‘ Endspiele beherrscht Kramnik wie kein Zweiter – unnachahmlich wie er Short’s eingesperrten Läufer auf b3 (wirklich ‚ein Ritter der traurigen Gestalt‘) ausnutzt:

3.Runde
Anand – Howell remis
Eine erstaunlich ’saftlose‘ Vorstellung des Weltmeisters. Er müht sich zwar redlich, aber irgendwie ohne Durchschlagskraft – am Ende muss er sich gar noch ein wenig fürs Remis ’strecken‘.

Aronian – Short 1-0
Armer Short – eine völlig unnötige Niederlage. Zunächst schafft er es recht geschickt, sich aus einer sehr unangenehmen ‚c-Linien-Repression‘ zu befreien und sich in ein annähernd gleiches Endspiel zu flüchten. Doch hier agiert er, wahrscheinlich in Zeitnot, ‚panisch‘, verliert einen Bauern, den Aronian sehenswert zum Sieg führt.

Adams – McShane 0-1
Irgendwie eine eigenartige Partie – nach einem eher belanglosen Eröffnungsgeplänkel, ‚haut‘ McShane plötzlich mit seinem Läufer auf h3 rein. Der völlig perplexe Adams getraut sich aber nicht dieses äußerst spekulative Opfer anzunehmen und bleibt kompensationslos im Hintertreffen. Seine Bemühungen noch taktische Verwickelungen herbei zu führen, fruchten nicht und er unterliegt schließlich im Bauernendspiel.

Carlsen – Nakamura 1-0
Für mich spielt Carlsen erneut die beste Partie des Tages.
Es ist schon immer wieder verblüffend, welche Dynamik er aus scheinbar ‚langweiligen‘ Positionen plötzlich entwickeln kann. Und sein Qualitätsopfer (31.Txf6) ist einfach klasse!

4.Runde
Carlsen – Kramnik remis
Mit eiserner Disziplin geht Kramnik auf ‚Remiskurs‘ und blockt jegliches Bemühen Carlsens konsequent ab. Dennoch ist es erstaunlich, wie Carlsen es schafft auch aus der ‚remislisten‘ Stellung noch etwas heraus zu kitzeln – aber Kramnik bleibt auf der Hut und entgeht allen ‚Verführungen‘.

Anand – Nakamura 0-1
Der Eindruck bezüglich Anands aus der 3.Runde täuschte nicht – was ist nur mit dem Weltmeister los? Konditionsprobleme?
Da überspielt er zunächst eindrucksvoll Nakamura’s Königsinder, um dann unerklärlicherweise Zug um Zug die Kontrolle zu verlieren und in einer hoffnungslosen Stellungsruine zu enden. Irgendwie traurig mitanzusehen – hoffentlich ‚kriegt‘ er noch die ‚Kurve’…

Howell – McShane 0-1
Howell agiert irgendwie unglücklich – zu Beginn der Partie hat er ein ordentliches positionelles Plus. Doch nach der völlig überflüssigen Abgabe des Läuferpaares (28.Lxa5), nimmt das Unheil seinen Lauf. Urplötzlich verlässt er den positionelle ‚Pfad‘ und stürzt sich mit Hilfe eines Damenopfers ‚kopfüber‘ in ein taktisches Scharmützel. Doch McShane bleibt cool,‘ umschifft ein paar Klippen‘ (ok, Howell hilft noch kräftig mit) und holt den ganzen Punkt. Mut wird halt doch nicht immer belohnt…

Adams – Short 0-1
Short is back! Nach zwei deprimierenden Endspielniederlagen, nun ein schön herausgespielter Sieg – auch hier führt ein kluges Qualitätsopfer (45…Txe3) zur Entscheidung.

Heute geht’s weiter – man darf gespannt sein…