Tag 503 – King of Kings (XII)

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Endspurt in London  – heute mit der Spitzenpaarung Aronian-Kramnik. Ist Magnus Carlsen der ‚lachende Dritte’…? Hier die Tipps:

 

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Update – 23:15 Uhr
Sorry, Leute – das Ostereierblitzen hat dann doch sehr geschlaucht (immerhin mit meinem Junior 66 Eier und einen Schokohasen ‚abgestaubt‘ ;-)) – heute wird das nicht mehr viel, demnächst ‚urlaubsbedingt‘ vielleicht auch nicht, mal sehen…

Aber was für ein Spieltag in London! Ehrlich – heute hätte ich viel Geld verloren, wenn ich hätte wetten müssen…

Gelfand – Svidler remis
Hier hätte ich z.B auf ein Remis nach 20 Zügen getippt… – mitnichten, wenn auch die ‚Remisbreite‘ nie wirklich überschritten wird, kämpfen Boris Gelfand und Peter Svidler bis zur Zeitkontrolle – immerhin…

Radjabov – Grischuk remis
Ok, auch hier stimmt mein Tipp, aber beim ‚Wie‘, nämlich einem ebenfalls kurzen Remis, hätte ich doch ziemlich daneben gelegen.
Teimour Radjabov will es doch noch einmal wissen und spielt gegen Alexander Grischuk auf Gewinn. Beinahe wäre sein Vorhaben belohnt worden, wäre Grischuk nicht noch in das theoretische Remisendspiel: Turm plus h- und f-Bauer gegen Turm entschlüpft.
Etwas sarkastisch kann man Radjabovs Turnierverlauf mit folgendem Klassiker von Jürgen Wegmann beschreiben: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu…“

Aronian – Kramnik 0-1
Was für ein prächtiges Feuerwerk an Kreativität von Levon Aronian und Vladimir Kramnik – eine aufregende Partie, die eigentlich keinen Verlierer ‚verdient‘ gehabt hätte.
Nun gut – Aronian’s Figurenopfer 18.Dc2!!?? ist schon nahe am Wahnsinn, vielleicht versucht er damit, statt Kramniks ’staubtrockenes‘ Positionsspiel ‚ertragen‘ zu müssen, ihn in ein taktisches Fahrwasser zu zerren und so zum vollen Punktgewinn zu kommen. Was folgt ist ein wirklich sinnverwirrendes Scharmützel, das zunächst in einem sehr schwer zu beurteilenden Endspiel Turm, Läufer, 3 Bauern gegen Turm und 5 Bauer mündet. Als kurz darauf die Türme getauscht werden, befindet sich die Partie, aufgrund Aronians weit vorgerückten c-Bauerns, immer noch haarscharf ‚im Remis‘. Doch dann unterläuft Aronian mit 50.g6?? (50.h6 hält remis) ein fataler Fehler, der ihm alsbald die Partie kostet.

Carlsen – Ivanchuk 0-1
Tja, und spätestens beim ‚Anblick‘ dieses Ergebnisses muss Vladimir Kramnik wohl geglaubt haben, dass heute für ihn ‚Weihnachten und Ostern‘ auf einen Tag fallen! Und ich hätte ungefähr ’ne Millionen verloren… 😉 – Magnus Carlsen unterliegt mit Weiß gegen die ‚Wundertüte‘ Vassily Ivanchuk – unfassbar!
Konnte man das erahnen? Nun gut, Carlsen spielt heute nicht so druckvoll wie bisher von ihm ‚gewohnt‘, ja, er büßt sogar einen Bauern ein – doch mit genauem Spiel sollte das Endspiel zu halten sein, oder!? Aber Carlsen erwischt eben keinen guten Tag (71.c6! (statt 71.Th6?) hält  forciert remis) – das ist zwar tragisch für ihn, macht ihn aber auch ein Stück ‚menschlicher‘. Ivanchuk behauptet den Mehrbauern in einem Turmendspiel, das er wie schon gegen Radjabov meisterlich zum Gewinn führt.
Und plötzlich übernimmt der von mir schon völlig abgeschriebene Vladimir Kramnik die Tabellenführung – unglaublich!

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 502 – King of Kings (XI)

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So – nur noch 4 Runden in London. Wird Carlsen noch straucheln? Kann Aronian wieder aufschließen? Oder mischt gar noch Kramnik mit? Hier erst einmal die Tipps des heutigen Tages:

 

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Update – 22:23 Uhr
Ups – Martin, das war wohl nichts 😉  – 3 aus 4 dagegen für den Floh.  🙂

Ivanchuk – Gelfand remis
Nach den harten Nackenschlägen vom Vortage, gönnen sich die beiden ‚Oldies des Turniers‘ eine Ruhepause – friedliches Remis nach 17 Zügen.
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Tag 501 – King of Kings (X)

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Nach dem Ruhetag, heute die 10.Runde in London. Hier mein Tipp – damit es spannend bleibt 😉 :

 

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Update – 22:03 Uhr
Gratulation an Paul – 100%! 🙂

Radjabov – Svidler remis
Gääähn – das erste richtig langweilige, kampflose Remis. Ok, irgendwie auch verständlich – der ‚eine‘ – Teimour Radjabov – mit zuletzt nur einem halben Punkt aus den letzten vier Begegnungen, will erst einmal wieder ein wenig auf die ‚Beine‘ kommen. Der ‚andere‘ – Peter Svidler – nimmt ‚genügsam‘ das ‚geschenkte Schwarzremis‘ an – somit ist bereits nach 21 Zügen Schluss.

Alexander Grischuk – Vladimir Kramnik 0-1
Hm, ich will ja nicht unken, aber wie leicht war das denn…? Vladimir Kramnik gewinnt locker mit seiner ‚großen Remiswaffe‘ – der Berliner Verteidigung – gegen einen völlig indisponierten Alexander Grischuk – sehr merkwürdig (allen voran, das ‚katastrophale‘ 30Lxd4??). Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…?!  😉

 

Levon Aronian – Vassily Ivanchuk 1-0
Vorgestern noch Genie, heute also dann wieder Wahnsinn! 😉  Die rasante Achterbahnfahrt des Vassily Ivanchuk geht weiter…
Dabei beginnt Ivanchuk mit seiner kreativen Eröffnungswahl, dem Budapester Gambit, durchaus unternehmungslustig. Für den geopferten Bauern erhält Ivanchuk  völlig ausreichende Kompensation in Form eines aktiven Druckspiels – doch wieder einmal das große ‚Aber‘ – die Zeit. Mit ca. 15 Minuten für ungefähr 20 Zügen, später mit knapp 1 Minute für  gut 10 Züge, ist das Fiasko erneut vorprogrammiert. In dieser Phase weiß Levon Aronian es aber auch geschickt, die ‚Dinge wunschgemäß‘ zu ‚verkomplizieren‘ (26.g4! und 27.Lf5!). Tja, und so überschreitet Ivanchuk bereits zum vierten Mal in diesem Turnier die Zeit – und es bleibt zu befürchten,dass es nicht das letzte Mal sein wird… – schade, schade…

Magnus Carlsen – Boris Gelfand 1-0
Jetzt kristallisiert sich also doch die vorab prognostizierte ‚Zweiklassengesellschaft‘ mit Carlsen, Aronian und Kramnik heraus. Aber ganz klar, Magnus Carlsen bleibt der ‚primus inter pares‘. Während Kramniks heutiger Punktgewinn sehr glücklich erfolgt und Aronians Sieg ‚zockerhafte‘ Tendenzen aufweist, bleibt Carlsens Schach glasklar. Er kommt weiterhin ‚rein spielerisch‘ zum Erfolg, das ist schon sehr beeindruckend.
Aus der Eröffnung heraus setzt Carlsen seinen Gegner Boris Gelfand unter Druck und der aufopferungsvoll kämpfende Gelfand wandelt stets knapp am ‚Abgrund‘, findet jedoch ‚reihenweise‘ die besten Verteidigungszüge und das Remis bleibt haarscharf in Reichweite. Aber all dies kostet augenscheinlich viel Zeit und Kraft und mit knapper Bedenkzeit schleichen sich Ungenauigkeiten in Gelfands Spiel ein, die Carlsens Vorteil vergrößern. Letztlich führt Carlsen sein starkes Freibauerduo, garniert mit einem beinahe schon aufreizend lässigen Figurenopfer, zum Erfolg. Wer soll diesen Magnus Carlsen noch stoppen…?

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 499 – King of Kings (IX)

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So langsam geht’s auf die Schlussgerade – 9.Runde in London – heute mit Kramnik – Carlsen!

 

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Update – 23:32 Uhr
In trauter Einracht – drei Sieger mit 2 aus 4! 😉

Boris Gelfand – Levon Aronian 1-0
Die Überraschung des Tages glückt zweifelsohne Boris Gelfand mit seinem Triumph über Levon Aronian. Irgendwie agiert Aronian heute etwas sorglos und manövriert sich alsbald mit seiner ‚Stone-Wall-Formation‘ in eine passive Lage. Gelfand erhält ein recht freies Spiel, ohne jedoch einen übermäßigen Vorteil zu erlangen. Warum Gelfand jedoch plötzlich mit 24.De3 die Öffnung des Zentrums zulässt, anstatt es mit c4-c5 zu schließen und risikolos am Damenflügel vorzugehen, bleibt völlig schleierhaft. Aber vielleicht ist es gerade diese ungeahnte Konterchance, die Aronian aus dem Tritt bringt. Zunächst scheint 25…Txd4?! (besser 25…Te8) übereilt, dann folgt mit 26…Lf7? ein glatter Bauerneinsteller! Lob an Gelfand, denn 28.e6! muss man auch erst einmal sehen. In hochgradiger Zeitnot geht es dann Schlag auf Schlag – als Aronian mit 32…h5? ein weiterer Schnitzer unterläuft, nutzt Gelfand dies und entkorkt das sagenhafte 33.f5!! Zwar findet Gelfand nachfolgend mit knapper Bedenkzeit nicht die besten Zügen (36.De5+?! – 36.Dg5!+- gewinnt sofort), rettet sich aber mit einem gewinnverheißenden Doppelturmendspiel über die Zeitkontrolle. Anschließend lässt Gelfand nicht mehr locker und meistert die technischen Hürden im großen Stile und fährt den vollen Punkt ein.

Vladimir Kramnik – Magnus Carlsen remis
Der große Nutznießer dieses Ergebnisses ist natürlich Magnus Carlsen, der somit die alleinige Tabellenführung übernimmt.
Ja, Vladmir Kramnik hat es wahrlich probiert und Carlsen wirklich alles abverlangt, doch es hat einfach nicht gereicht. Wenn ich das mit meinem laienhaften Verständnis überhaupt bewerten darf, denke ich, das Kramniks Stil einfach zu statisch ist, um Carlsen ernsthaft zu gefährden. Zwar presst Kramnik mit seinem ‚geliebten‘ Katalanen einen Bauern aus der Stellung heraus und drängt Carlsen fortwährend in einen etwas ‚demütigenden Dauerverteidigungsmodus‘, doch Carlsen kann sich zu Recht auf die ungleichfarbigen Läufer verlassen und erringt schlussendlich ein sicheres Remis. Hat sich Kramnik damit endgültig im Kampf um den Titel verabschiedet…?

Peter Svidler – Alexander Grischuk remis
Was für ein prächtiger Tumult! Als hätten sich die Kontrahenten Peter Svidler und Alexander Grischuk gesagt: „Wenn wir schon nicht ‚vorne‘ mitspielen, so wollen wir wenigstens den Zuschauern etwas bieten…“ Schon im 12.Zug beginnt das Spektakel als Grischuk das unglaubliche Figurenopfer 12…Sxc4!? anbringt. Doch das ist erst der Anfang, denn es folgt Hieb, Parade und Gegenhieb im spannenden Wechsel – so opfert Svidler die Dame und erhält dafür zwischenzeitlich vier Leichtfiguren, als wiederum Grischuk mit einem Bauerspieß kontert und eine Figur zurückerobert. Kurz darauf sieht sich Grischuk genötigt eine Qualität zu opfern, um das gefährliche Läuferpaar Svidlers zu entschärfen. Letztlich setzt Grischuk, inzwischen mit seiner Dame gegen gegen Turm, Läufer und Springer kämpfend, alles auf seinen schnellen Freibauern, als sich die beiden Spieler nach überstandener Zeitnot plötzlich auf Remis einigen. Ja, selbst die Schlussstellung enthält noch einiges an ‚Zündstoff‘, doch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Kämpen zu ausgepumpt sind, um es noch weiterzutreiben. Zugegeben, verstanden habe ich nicht viel, wurde aber fürstlich unterhalten!

Vassily Ivanchuk – Teimour Radjabov 1-0
Den in diesem Turnier so arg gebeutelten Vassily Ivanchuk ist es wirklich von Herzen zu gönnen – er besiegt Teimour Radjabov nach sechseinhalb Stunden. Aber glaub‘ ich’s denn? Der ‚alte Haudegen‘ Ivanchuk spielt den ‚Jungspund‘ Radjabov müde! Fast sechs (!) Stunden lang passiert wahrlich nicht viel – ok, Ivanchuk verfügt stets über eine leichte Initiative, aber ‚weltbewegend‘ ist dies sicher nicht… – doch plötzlich, eine kleine Unachtsamkeit seitens Radjabovs und Ivanchuk gelingt es den ‚Waffengang‘ zu verschärfen (56.e5! und 57.Tdh1!) und in ein verheißungsvolles Turmendspiel abzuwickeln. Und hier blitzt das Genie Ivanchuks wieder auf – mit beeindruckender technischer Brillanz verwertet er seinen Vorteil – Chapeau Chucky!

Partienquelle – The Week in Chess

Tag 498 – King of Kings (VIII)

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Keine Atempause – 8.Runde in London mit Carlsen gegen Aronian – es kann noch getippt werden…

 

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Update – 22:42 Uhr
2:2 im Duell Floh gegen Paul!

Magnus Carlsen – Levon Aronian remis
Der Kampf der Giganten zwischen Magnus Carlsen und Levon Aronian findet praktisch nicht statt und beide verlegen ihre Auseinandersetzung um den Titel weiter in ihr ‚privates Fernduell‘. Und so wird das direkte Aufeinandertreffen mehr im Stile des Räuberschachs geführt – nach knapp 30 Zügen ist das Brett fast komplett ‚kahlgefressen‘ – Remis nach 41 Zügen. Kleine Pikanterie am Rande – ein zwischenzeitliches Remisangebot seitens Aronian in einer völlig ‚toten‘ Stellung lehnt Carlsen zunächst ab! Ein kleines Psychospielchen…?

Vladmir Kramnik – Peter Svidler 1-0
Endlich ist es vollbracht… – wird sich Vladimir Kramnik gedacht haben. Nach so vielen Anläufen schafft nun auch er seinen ersten vollen Punktgewinn und dies ausgerechnet gegen seinen Landsmann Peter Svidler. Ja , das kann er eben, der Vladi – in unnachahmlicher Weise ‚erdrückt‘ er Svidler in einer ‚knochentrockenen‘ strategisch, technisch sauber geführten Partie.  Ganz bitter für Svidler, das er gerade in seinem Grünfeld-Inder so vorgeführt wird… – und für Kramnik stellt sich die Frage, ob er vielleicht doch noch im Kampf um den Titel eingreifen kann? Die morgige Begegnung mit Magnus Carlsen wird wohl die endgültige Antwort liefern…

Teimour Radjabov – Boris Gelfand 0-1
Ja, und auch der letztjährige WM-Herausforderer Boris Gelfand verbucht sein persönliches Erfolgserlebnis – den ersten Sieg! In einer Englischen Eröffnung schlägt die Neuerung Teimour Radjabovs 17.f5?! letztlich völlig fehl – einen geplanten Königsangriff wird es nie geben. Nachfolgend attackiert Gelfand sehr geschickt die gegnerischen schwachen Bauern auf e4 und c3 – und findet auch den fantastischen Gewinnzug 28…Dd7!! Schlussendlich ist Radjabov dem enormen Stellungs- und Zeitdruck nicht mehr gewachsen und gibt bereits nach 32 Zügen auf.

Alexander Grischuk – Vassily Ivanchk 1-0
Oh weh, Vassily Ivanchuk avanciert immer mehr zu der tragischen Gestalt des Turniers. Sein dritter Partieverlust durch Zeitüberschreitung – tja, und dies beschert dem bis dato ebenfalls glücklos agierenden Alexander Grischuk den ersten Gewinn! Dabei konnte Ivanchuk mit seinem ‚beschleunigten Drachen im Sizilianer‘ lange Zeit die Balance halten, ja selbst in der Schlußstellung muss er sich nur eines leichten Vorteils Grischuks erwehren. Nun ja, so muss man konstatieren, dass sich Ivanchuk bei diesem Turnier mehr selbst im Wege steht, als das es einer seiner Kontrahenten täte.

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 497 – King of Kings (VII)

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So – nach dem zweiten Ruhetag, nun also die 7.Runde in London – hier die heutigen Tipps…

 

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Update – 23:21 Uhr
Viermal Remis – und Max wird zum heutigen Sieger des Tippspiels ernannt, denn neben den drei richtig getippten Unentschieden, kommt sein ‚gewagtes‘ 0-1 bei Carlsen – Radjabov überraschenderweise der ‚Wahrheit‘ am nächsten – aber dazu später mehr…

Vassily Ivanchuk – Peter Svidler remis
Etwas sarkastisch könnte man anmerken, dass sich die Herren Ivanchuk und Svidler einen verlängerten Ruhetag gönnen 😉 . Nach einer ‚endlosen‘ Schottischen Theorievariante (da werden in sehr ähnlicher Form schmerzliche Erinnerungen meinerseits wach – wen’s interessiert – hier…), bringen die beiden Kontrahenten nur wenige ‚eigene‘ Züge aufs Brett und beenden den ‚Arbeitstag‘ friedlich.

Boris Gelfand – Vladimir Kramnik remis
So, jetzt leg‘ ich mich fest – mit Vladimir Kramnik wird’s in diesem Turnier nichts mehr! Zwar erreicht er mit Schwarz gegen Boris Gelfand letztlich ein sicheres Remis, mehr aber auch nicht. Dabei muss er nach seinem schwachen 18…Se8?, sogar eine ‚Schrecksekunde‘ überstehen, denn mit 19.Sfg5! statt 19.Sed2?!, hätte Gelfand einen überragenden Angriff einleiten können, so aber wird’s ein eher ‚fades‘ Remis.

Levon Aronian – Alexander Grischuk remis
Zu gern hätte Levon Aronian mit den weißen Steinen in seinem ‚Privatduell‘ mit Magnus Carlsen vorgelegt und lange Zeit sieht dieses Vorhaben auch vielversprechend aus. Neben einer anhaltenden leichten Initiative, verfügt Aronian alsbald auch über einen großen Zeitvorteil. Mit einem Bauernopfer erhöht Aronian nochmals den Druck, doch Alexander Grischuk hält stand und kontert Aronian’s Vorteil am Damenflügel erfolgreich mit aktivem Gegenspiel am Königsflügel – Remis nach 43 Zügen.

Magnus Carlsen – Teimour Radjabov remis
Mit Abstand die spannendste Partie des Tages und was keiner für möglich gehalten hätte, Magnus Carlsen wackelt, ja – Teimour Radjabov bringt den großen Favoriten sogar an den Rande einer Niederlage! Wieder einmal wird der ‚Rossolimo-Sizilianer‘ diskutiert (spielt eigentlich keiner mehr ’normales Sizilianisch‘? 😉 ) und Carlsen bringt mit 7.e5!? frühzeitig eine interessante Neuerung. Doch Radjabov zeigt sich vollkommen unbeeindruckt – zwar muss er einen ‚häßlichen‘ vereinzelten Doppelbauern in Kauf nehmen, organisiert dafür aber mutig einen Königsflügelangriff. Vielleicht unterschätzt Carlsen ein wenig die gegnerische Attacke (21.De4?! ist wohl nicht das Beste), denn plötzlich ‚brennt es lichterloh‘ und sein König kommt in arge Bedrängnis. Carlsen sieht sich genötigt mit einem Qualitätopfer den Druck etwas zu mildern, aber ob er dafür ausreichend Kompensation erhält, bleibt mehr als fraglich. Da kommt ihm die (wieder einmal) große Zeitnot seines Gegners zu Hilfe – Radjabov findet infolgedessen nicht die stärksten Züge (25…f2?) und Carlsen entschlüpft ins Remis.
Damit ist also alles angerichtet für den morgigen ‚Showdown‘ Carlsen – Aronian – oder gehen die Kontrahenten diesem aus dem Wege und verlassen sich auf ihre ‚Endspurtqualitäten‘? So oder so, es bleibt spannend…

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 495 – King of Kings (VI)

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Schlag auf Schlag – 6.Runde in London – hier die heutigen Tipps 😉 – ähm, traut sich keiner mehr gegen mich anzutreten…? ;-).

Inzwischen sind doch ein paar Tipps eingegangen und – wir sind uns ziemlich einig… 😉

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Update – 22:49 Uhr
Tippsieger heute – Martin mit 3 aus 4! 🙂

Svidler – Carlsen 0-1
Ganz klar, Peter Svidler lässt sich vom ‚großen Namen‘ Magnus Carlsen sichtlich beeindrucken, denn im Gegensatz zu seiner gestrigen, fulminanten Angriffspartie gegen Boris Gelfand, agiert Svidler heute mit den weißen Steinen sehr zögerlich, ja geradezu ängstlich und wird alsbald in eine passive Stellung gedrängt – zudem plagen ihm schnell arge Zeitprobleme. Der Untergang ist unausweichlich – mit Sekunden auf der Uhr kommt es zum Figureneinsteller (33.Dh5??) und somit zum Partieverlust.

Kramnik – Ivanchuk remis
Puh, das war knapp… – Vladimir Kramnik, der allmählich seine ‚Felle davon schwimmen‘ sieht, versucht heute mit der Brechstange seinen ersten vollen Punkt zu erzwingen und hätte sich dabei beinahe ‚verzockt‘. Denn selten hat man den Ex-Weltmeister derart spekulativ opfern sehen – zunächst die Qualität (19.Txf6), dann noch eine Figur ‚obendrauf‘ (22.Lxc6). Und trotz eines wieder einmal katastrophalen ‚Zeitmanagements‘ (1 Stunde und 40 Minuten Zeitverbrauch bereits nach 15 Zügen!!), schafft Vassily Ivanchuk die nötigen Verteidigungsressourcen zu bündeln und den Angriff abzuwehren – ja, eigentlich ist er es, der in der Schlussstellung hätte noch durchaus weiterspielen können, nicht aber mit nur noch wenigen Sekunden für 10 Züge – Remis nach 31 Zügen.

Radjabov – Aronian 0-1
Levon Aronian ist der einzige Spieler im Feld, der mit Magnus Carlsen Schritt halten kann und ebenfalls zu seinem dritten Sieg kommt. Dabei ist seine Begegnung mit Teimour Radjabov über weite Strecken ausgeglichen – doch wie auch Ivanchuk, hat auch Radjabov ein akutes Zeitnotproblem. Die erste Zeitkontrolle erreicht er noch recht ‚glimpflich‘, doch wenn man für den 42.Zug gut 40 Minuten Bedenkzeit ‚verbrät‘, muss man sich nicht wundern, schnurstracks in die zweite Zeitnot zu schlittern. Dies nutzt Aronian gnadenlos aus, stellt immer wieder kleine, aber unangenehme Hürden auf, an denen Radjabov letztlich strauchelt und eine Figur einstellt (53.Sxe5??).

Grischuk – Gelfand remis
Im ‚Hype‘ um Carlsen und Aronian geht diese gediegene Partie beinahe unter. Nach einem zunächst eher strategischen Spielverlauf in einem ‚Rossolimo-Sizilianer‘ (die Weltmeisterschaft lässt grüßen), entwickelt sich ein spannender Kampf an den Flügeln. Während Alexander Grischuk am Königsflügel einen Angriff zu inszenieren versucht, hält Boris Gelfand am Damenflügel dagegen. Im Bemühen die Stellung vorteilhaft zu öffnen, verkalkuliert sich Grischuk (23.Sd6?) und gerät mit einem Minusbauern ins Hintertreffen. Aber Gelfand setzt nicht energisch genug fort, so dass es Grischuk plötzlich doch gelingt genügend Kompensation zu ‚organisieren‘ und die gegnerischen Figuren an die Verteidigung zu binden. Und beinahe wendet sich das Blatt sogar noch ganz zugunsten Grischuks, als Gelfand rechtzeitig die Notbremse zieht und mit Dauerschach den halben Punkt rettet.

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 494 – King of Kings (V)

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So – 5.Runde in London – es kann noch getippt werden 😉

 

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Update 23:16 Uhr
Viermal hart umkämpfte Remispartien – und der Floh gewinnt – 3 aus 4… 😉

Ivanchuk – Carlsen remis
Na, so leicht lässt sich Vassily Ivanchuk dann doch nicht ‚abschlachten‘ – ganz im Gegenteil, er stoppt nicht nur Magnus Carlsens Siegesserie, nein, er setzt ihm sogar ganz schön zu. Schnell wird ein Endspiel erreicht, indem Ivanchuk stets leichten Vorteil besitzt und Carlsen sich doch ganz schön strecken muss, um nicht gar zu verlieren. Bleibt noch eine kleine Skurrilität Ivanchuks zu erwähnen – nach gerade überstandener Zeitnot, überlegt er geschlagene 45 Minuten an 44.Sxf5 – der Mann hat Nerven…

Svidler – Gelfand remis
Mit Abstand die spannendste Partie des Tages und – da hebt man doch verwundert die Augenbrauen – was ist denn mit Peter Svidler los? Sonst eher für seinen vorsichtigen, grundsoliden Stil bekannt, ’stürmt‘ er heute auf einen sichtlich überraschten Boris Gelfand los (15.g4!? / 18.d5!?). Es folgt ein ebenso aufregendes wie sinnverwirrendes Handgemenge, indem man nie so richtig weiß, ob Svidlers Offensive nun durchschlägt oder er seinen Angriff überzogen hat. Und als in dieser hochkomplizierten Stellung auch noch eine beidseitige horrende Zeitnot droht, einigen sich die Kontrahenten schnell auf Remis und sind wohl beide froh mit heiler Haut davon gekommen zu sein.

Kramnik – Aronian remis
Vladimir Kramnik verpasst haarscharf einen ‚Big-Point‘ und bleibt somit weiter einen ganzen Zähler hinter Aronian und Carlsen – das wird schwer…
Dabei spielt er eine richtig starke Partie und erhält ein sehr verheißungsvolles Leichtfigurenendspiel – Läuferpaar plus Mehrbauer gegen Läufer und Springer. Doch gerade in dem Moment, wo man Kramnik bereits auf der Siegerstraße wähnt, zaubert Levon Aronian pötzlich 41…f6!! aus dem Hut. Aronian opfert einen weiteren Bauern, dafür gelingt es ihm jedoch, in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel überzuleiten. Tja, Kramniks Ernüchterung ist riesig – zwar ‚knetet‘ er noch fast 30 Züge lang, um letztlich frustriert zu der Erkenntnis zu gelangen, dass selbst zwei Mehrbauern in diesem Typus Endspiel nicht zum Gewinn ausreichen – puh, das tut weh… – ob sich Kramnik davon noch einmal richtig erholen wird…?

Grischuk – Radjabov remis
Lange Zeit bewegt sich die Partie zwischen Alexander Grischuk und Teimour Radjabov in recht ’schwerblütigen‘ Bahnen. Zwar kann Radjabov alsbald die offene a-Linie sein eigen nennen, doch richtig etwas damit anfangen, kann er nicht. Viele erwarten den baldigen Friedensschluss, als die Partie plötzlich kurz vor der Zeitkontrolle noch einmal richtig an Dynamik gewinnt. Radjabov opfert eine Figur gegen zwei Bauern und erhält dafür drei verbundene Freibauern – kein schlechter Tausch! Als diese Freibauern nach dem Damentausch zu einer echten Gefahr zu werden drohen , zieht Grischuk die Reißleine, opfert die Figur zurück und wickelt in ein ausgeglichenes Turmendspiel ab – Remis nach 51 Zügen.

Partienquelle: The Week in Chess

Tag 493 – King of Kings (IV)

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Weiter geht’s – 4.Runde in London – inzwischen gibt es eine kleine Tippgemeinschaft – weitere Tipps werden noch bis 15.00 Uhr angenommen. 😉

 

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Update 22:56 Uhr
Erstmal das Wichtigste – Tagessieger im Tippspiel: Martin und Floh mit 100%! 😉

Aronian – Svidler remis
Ein wenig ambitioniertes Remis – schon verwunderlich… – nicht, dass Levon Aronian dieser ‚vergebenen Weißmöglichkeit‘ mal nachtrauern wird, wer weiß?
Zur Partie gibt’s nicht viel zu sagen – Peter Svidler gibt einen Bauern, um diesen nachfolgend mit Druckspiel erfolgreich zurück zu erobern. Und nach einer endlosen Tauschorgie wird im 31.Zug endlich das Remis vereinbart – richtig, ein wenig Enttäuschung ’schwingt‘ da mit…

Gelfand – Ivanchuk remis
Ja, da ist das Remis zwischen den beiden ‚Kellerkindern‘ Boris Gelfand und Vassily Ivanchuk schon von einem ganz anderen Kaliber. Ohne ‚Wenn und Aber‘ wird hier mit offenen Visier gekämpft. Vor allem Ivanchuk wandelt mal wieder auf dem schmalen Grat zwischen Genie (22…Thc8!!) und Wahnsinn (10 Züge in 30 Sekunden) und als sein Angriff letztlich doch nicht durchschlägt, rettet er sich so gerade eben vor seiner dritten(!) Zeitüberschreitung ins Dauerschach – nichts für schwache Nerven…!

Carlsen – Grischuk 1-0
Match of the Day! Magnus Carlsen gewinnt völlig verdient gegen Alexander Grischuk und schließt zu Aronian auf. Nach einer ‚Abart‘ der Spanischen Abtauschvariante erscheint Grischuks 10…d5(?!) ein wenig zu optimistisch zu sein, denn irgendwie beginnt hier die Misere. Doch Carlsens ‚Gewinnkonzept‘ ist auch wirklich beeindruckend – zunächst wird mit dem antipositionell anmutenden d4-c5 Bauernkonstrukt die gegnerische Mobilität eingeschränkt und dann einfach mal ein vereinzelter Bauer eingesammelt. Als nachfolgend ein weiterer Bauer verloren zu gehen droht, opfert Grischuk in seiner Not die Qualität, um mit seiner Initiative ‚Verwirrung‘ stiften zu können. Aber Carlsen wehrt alle verzweifelten Bemühungen ‚knochentrocken‘ ab und verwertet den Materialvorteil – 1:0 nach 37 Zügen.

Radjabov – Kramnik remis
Ok, noch ist es ein wenig früh, aber wenn beim dritten großen Favoriten, Vladimir Kramnik, nicht so langsam der Knoten platzt, wird der Abstand zum Führungsduo Carlsen / Aronian doch zu groß. Einmal mehr wird in seiner Partie gegen Teimour Radjabov das Thema: ’starke oder schwache hängende Bauern‘ diskutiert. Zwar ‚bearbeitet‘ Kramnik diese Bauernformation fast 40 Züge lang, aber Radjabov ist stets auf der Höhe und kontert souverän jegliche Versuche Kramniks – Remis nach 50 Zügen.

Partienquelle – The Week in Chess

Tag 491 – King of Kings (III)

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Es geht Schlag auf Schlag – 3.Runde in London – hier noch mein Tipp.

 

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Update 23.05 Uhr
Hoppla, was ist das denn? Drei Entscheidungen in Runde drei, wer hätte das gedacht…? Weiter so – uns Zuschauer freut’s… 😉

Kramnik – Grischuk remis
Vladimir Kramnik lockert ein wenig die ‚Handbremse‘ und versucht als Weißer mit ‚kontollierter Offensive‘ (Otto Rehhagel hätt’s gefreut) zum Erfolg zu kommen.  Doch just in dem Moment, wo seine Initiative langsam bedrohlich wird, opfert Grischuk einen Bauern und kommt mit seinem aktiven Gegenspiel zu einer Remisschaukel.

Svidler – Radjabov 1-0
Eine ganz ‚feine Klinge ficht‘ heute Peter Svidler. Ja, jener Peter Svidler, den wohl kaum einer vorab auf seiner ‚Favoritenliste‘ stehen hatte, oder!? Svidler, seit vielen Jahren schon Weltklasse, aber scheinbar ohne den nötigen Biss für höhere Weihen, setzt ein durchaus ernst zu nehmendes Ausrufezeichen! Eine weitere Prognose ist sicherlich verfrüht, aber die Art und Weise, wie er seinen frühzeitigen Materialvorteil (2 Figuren gegen Turm) über ein kompliziertes Endspiel zum Gewinn führt, lässt aufhorchen.

Ivanchuk – Aronian 0-1
Oh je, armer ‚Chucky‘ – für den ebenso genialen wie unberechenbaren Vassily Ivanchuk könnte es eines dieser ‚Katastrophenturniere‘ werden, die er von Zeit zu Zeit ‚einstreut‘. Nach der schaurigen Vortagsniederlage gegen Radjabov, lässt er heute jegliche ’strategische Vorsicht‘ vermissen und greift wild entschlossen an. Levon Aronian neutralisiert den Angriff und setzt seinerseits dem im Zentrum stecken gebliebenen König Ivanchuk’s zu. Die Partie wiegt hin und her und in einer völlig unklaren Stellung überschreitet Ivanchuk im 35. Zug dann erneut die Zeit. Wenn einem der morgige Ruhetag gut tut, dann wohl ihm…

Gelfand – Carlsen 0-1
Das war klar, dass Magnus Carlsen nun genötigt war auf Gewinn spielen zu müssen, um Levon Aronian nicht zu weit enteilen zu lassen. Und in der Tat gelingt ihm das mit Schwarz gegen einen bisher äußerst unglücklich agierenden Boris Gelfand. Soweit das ’nackte‘ Resultat, denn den vollen Punkt hat Carlsen eher einer fatalen Fehleinschätzung Gelfands zu verdanken. In einem hochkomplexen Dame-/Leichtfigurenendspiel mit ungewissem Ausgang, tauscht Gelfand völlig unerwartet die Damen und landet glattweg in einem verlorenen Leichtfigurenendspiel. Doch mal ehrlich, wer hätte auch ahnen können, dass König und Läufer gegen Springer und verbundene Freibauern so chancenlos sind…?

Partienquelle – The Week in Chess