Tag 2124 – Vom Glück und Unglück

Verbandsmannschaftsmeisterschaft – 1.Runde: 

Brett Siegen Bergneustadt/Derschlag  4,0:4,0
1 Schischke (2176) Köllner,C (2030) remis
2 Richter (2031) Stümer (1955) remis
3 Becker (2031) Köllner, A (1951) remis
4 Gühne (1993) Chlechowitz (2114) 0-1
5 Lindner (1879) Linnenborn (1930) remis
6 Schmidt (1839) Michalik (1977) 1-0
7 Döhner (1818) Hagedorn (1956) 0-1
8 Besser, J (1865) Köllner, O (1741) 1-0

Ok, zu Beginn der Saison mache ich mich auf, zumindest hin und wieder mal zu berichten – zumal Fußball gucken momentan ja überhaupt keinen Spaß macht – 3 Spiele, 0 Punkte, Tabellenletzter und jetzt gegen Arsenal und den BVB – mein armer Effzeh. 🙁

Also dann doch lieber Schach… 😉

Zum Verbandsligaauftakt geht’s also nach Siegen, seines Zeichens NRW-Klassen-Absteiger und somit sicherlich nicht ‚die schlechteste Adresse‘.

+++ gegen 13:15 Uhr +++
Wegen der Nähe zu Siegen, heute nur eine kleine Fahrgemeinschaft – genaugenommen Friedhelm und ich. Freundliches Wetter, freie Autobahn – alles gut!

+++ Ankunft gegen 13:50 Uhr +++
Das Jugendzentrum ‚Bluebox‘ in Siegen bietet viele ‚farbenfrohe‘ Räumlichkeiten – aber – und eine ‚kleine‘ Kritik muss sein, die Spielbedingungen sind echt nicht optimal.

Bei Sonneneinstrahlung werfen die Figuren an den vorderen Brettern ‚meterlange‘ Schatten und Turnierruhe? Na ja… – zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, der ansässige Harley-Davidson Club würde ein illegales Rennen auf der angrenzenden Hauptstraße austragen – da meckere noch einer über den Lärmpegel bei uns… 😉

Spaß beiseite, jetzt wird’s ernst…

+++ Spielbeginn 14:00 Uhr +++
Pünktlich wird gestartet und – mein erstes Spiel im ‚Fischer-Modus‘, mal schauen, wie das klappt…

+++ gegen 15:00 Uhr – Zwischenstand: 0,5:0,5 +++
1.Brett: Christof Köllner (2030) – FM Reinhard Schischke (2176) remis
Kurzarbeit am ersten Brett – Christof ‚entschärft‘ den Siegener Spitzenspieler Reinhard Schischke und erreicht nach wenigen Zügen ein Remis – guter Auftakt!

+++ gegen 17:00 Uhr – Zwischenstand: 1,5:0,5 +++
7.Brett: Volker Hagedorn (1956) – Hans-Jürgen Döhner (1818) 1-0
Super – Volker kommt gegen ‚Altmeister‘ Hans-Jürgen Döhner zum vollen Punkt und bringt uns in Führung!

Bei einer Tauschaktion im Mittelspiel, gewinnt Volker mit einem Zwischenzug eine Figur und verwertet diese sicher zum Sieg.

+++ gegen 17:15 Uhr – Zwischenstand: 2,5:0,5 +++
4.Brett: Otfried Gühne (1993) – Frank Chlechowitz (2114) 0-1
Ja, es läuft! Also rein ‚ergebnistechnisch‘ gesehen, denn auf meinen Sieg kann ich mir weiß Gott nichts einbilden. Bereits in der Eröffnung hätte ich mächtig in die Bredouille geraten können. Nach einem Damenzug wäre mir nämlich nur die missliche Wahl zwischen einem ‚abenteuerlustigen Wanderkönig‘ oder dem Verlust zweier Bauern geblieben. Unruhige Minuten meinerseits, doch es bleibt beim Konjunktiv – mein Gegner spielt anders – Glück gehabt.

Tja und in aufkommender Zeitnot ‚springt‘ das Glück dann ein zweites Mal auf meine Seite… – Schach ist also doch ein ‚Glücksspiel‘? Auf meinem Niveau – ja!

+++ gegen 17:45 Uhr – Zwischenstand: 3:1 +++
3.Brett: Aaron Köllner (1951) – Frank Becker (2031) remis
Starker Einstand von Aaron an Brett 3!

Nach ein paar kritischen Momenten im Mittelspiel, befreit sich Aaron und wickelt in ein remisliches – ‚gefühlt sogar leicht vorteilhaftes – Turmendspiel ab. Aaron geht auf ‚Nummer sicher‘ und schnappt sich den halben Punkt – klasse!

+++ gegen 17:50 Uhr – Zwischenstand 3,5:1,5 +++
2.Brett: Gerald Richter (2031) – Paul Stümer (1955) remis
Paul wählt eine komplizierte und wohl auch etwas zweischneidige Eröffnung, doch gibt das Mittelspiel zunächst durchaus Anlass zu Optimismus.

Aber plötzlich geht die Initiative an seinen Gegner über und Paul gerät in eine sehr unangenehme Lage und – es hätte alles noch viel schlimmer kommen können…

+++ gegen 18:15 Uhr – Zwischenstand 4:2 +++
5.Brett: Guido Linnenborn (1930) – Torsten Lindner (1879) remis
Lange hat Guido die Partie fest im Griff und gibt den Ton an, doch ‚irgendwie‘ kommt es in der Zeitnotphase dann zu einem taktischen ‚Scharmützel‘, das seinen Gegner hätte auf die Siegerstraße führen können. Aber auch hier ‚zockt‘ sich Guido noch ins Remis.

4:2 – das könnte reichen – Friedhelm steht zwar auf Verlust, aber Ophelias Partie ist praktisch ‚unverlierbar‘, oder…?

+++ gegen 19:00 Uhr – Zwischenstand 4:3 +++
6.Brett: Matthias Schmidt (1839) – Friedhelm Michalik (1977) 1-0
Sehr schwerblütige Partie bei Friedhelm – lange Zeit herrscht ein strategisches Lavieren mit stark verschachtelter Bauernstruktur vor, die leider auch viel Bedenkzeit kostet.

In Zeitnot passiert’s dann – Schmidt gelingt ein Durchbruch am Königsflügel und nach der Zeitkontrolle steht Friedhelm vor einem Scherbenhaufen. Seine verzweifelten Abwehrversuche scheitern letztlich.

+++ gegen 20:00 Uhr – Endstand 4:4 +++
8.Brett: Jochen Besser (1865) – Ophelia Köllner (1741) 1-0
Was sich hier für ein unglaubliches Drama abspielt, kann ich kaum beschreiben, befinde mich immer noch in ‚Schockstarre‘ – wie konnte das nur passieren…?

Ophelia spielt eine richtig gute Partie – mit Schwarz gegen einen nominell stärkeren Spieler. Die zaghaften Vorstöße ihres Gegners wehrt sie stets geschickt ab und wickelt schließlich in ein vorteilhaftes, ja vielleicht sogar gewonnenes Doppel-Springerendspiel ab.

Doch die tückischen Springer haben es in sich und in diesem hochkomplizierten Endspiel läuft ihr immer wieder die Zeit weg, aber sie kämpft und rettet sich stets durch den 30 Sekunden Aufschlag. Zwar entgleitet ihr der Vorteil, da sich die Bauern mehr und mehr reduzieren, aber das Remis bleibt ungefährdet, dennoch kann wohl jeder leicht nachvollziehen, welch ‚Höllenqualen‘ wir ‚Kiebitze‘ durchleiden – die Zeit verrinnt und jeder ‚schreit innerlich‘: „Zieh doch, zieh doch!!“ Sie zieht und ein kollektives Aufatmen – bis zum nächsten Zug…

Was dann aber letztlich geschieht, kann vielleicht nur ein Psychologe erklären – Gegner Besser opfert einen Springer und forciert damit eigentlich das Remis, obwohl er es doch ist, der zumindest um den sehr unwahrscheinlichen Sieg noch hätte spielen müssen. War das vielleicht die Ursache für Ophelias kurze ‚Blockade‘? Sie denkt und denkt und… – überschreitet die Zeit!! 😯  Nicht zu fassen… – ein einziges verbleibendes Bäuerlein verhilft Besser damit zum Sieg und zum 4:4!

Kleine nüchterne Zwischenfrage an alle ‚Regelkundigen‘ – was wäre eigentlich gewesen, wenn sie mit 2 Springern gegen 1 Springer, also komplett ohne Bauern, die Zeit überschritten hätte…?

So ganz ‚verdaut‘ habe ich das Drama immer noch nicht, fühlt sich an wie ein verschossener Elfmeter in der Nachspielzeit.

Im Nachhinein bilanziert war es vielleicht so was wie ‚ausgleichende Gerechtigkeit‘ – die sehr glücklichen Partieverläufe von Paul, Guido und mir, zum ‚Riesenpech‘ von Ophelia. Also ‚Kopf hoch – Shit Happens‘… 😉

3 Gedanken zu „Tag 2124 – Vom Glück und Unglück“

  1. Hallo Frank,

    anbei der Artikel 6.9:
    Außer in den Fällen, die durch einen der Artikel 5.1.1, 5.1.2, 5.2.1, 5.2.2, 5.2.3 erfasst werden, gilt, dass ein Spieler seine Partie verloren hat, wenn er die vorgeschriebene Anzahl von Zügen in der zugewiesenen Zeit nicht abgeschlossen hat. Die Partie ist jedoch remis, wenn eine Stellung entstanden ist, aus der heraus es dem Gegner nicht möglich ist, den König des Spielers durch eine beliebige Folge regelgemäßer Züge matt zu setzen.

    Gruß aus Drolshagen
    Andreas Schell

    1. Hallo Andreas,

      vielen Dank für Deine Rückmeldung – nur, kannst Du das mal für einen ‚Regel-Laien‘ ‚übersetzen‘? Was bedeutet ‚eine beliebige Folge regelgemäßer Züge‘? Also remis oder verloren…?

      Grüße
      Fran

  2. Hallo Frank,

    die Partie ist verloren, wenn du nicht die erforderlichen Züge pro Periode gemacht hast. Es sei denn dein Gegner hat kein Material mehr oder es gibt eine zwingende Abfolge von Zügen die den Gegner matt setzen dann wäre es remis.
    Solche Dinge u.a. erkläre ich detaliert auf einem der nächsten Mannschaftführer-Seminare, wozu Du gerne eingeladen bist!

    Gruß
    Andreas

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