KKS Schnellschachturnier in Köln
Hier also der Grund für den verspäteten Abschlussbericht des Tal-Memorials – ja, der Schachfloh war mal wieder ‚on Tour‘.
Dieses Mal verschlug es mich vergangenen Sonntag zum KKS Schnellschachturnier nach Köln – Modus: 9 x 15min.
Aber der Reihe nach…
+++ Abfahrt 10:30 Uhr +++
Endlich mal eine humane Zeit – ausgeschlafen und gut gefrühstückt geht’s los – die Autobahnen sind frei, das Wetter schön und – ein Glück nicht so heiß wie noch einige Tage zuvor… 😉
+++ Ankunft 11:20 Uhr +++
Das hat ja besser geklappt als gedacht und dann auch noch ein Parkplatz direkt vorm Spiellokal – na, das nenn‘ ich doch ‚mal einen Service! Und – eine ‚Knolle‘ hab‘ ich mir diesmal auch nicht ‚eingefangen’… 😉
+++ 11:25 Uhr +++
Schnell anmelden – und dann? Hm, noch gut ’ne halbe Stunde Zeit… – da lädt doch die angrenzende Parkanlage, den ‚Kölnern‘ als ‚Innerer Grüngürtel‘ bekannt, mit Blick auf den Colonius, zum Spaziergang ein. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern – warum spiel‘ ich eigentlich Schach heute…? 😉
+++ 12:15 Uhr +++
So – los geht’s! Mit kleiner Verzögerung und einer leichten ‚Aufstockung‘ auf 44 Teilnehmer, damit ‚Familie Rotstein‘ auch noch mitspielen kann, beginnt die erste Runde:
1.Runde: Schachfloh – Ulrich Reinartz (1676) 1-0
Wie immer ist der Einstieg etwas schwierig – und mein Gegner erweist sich als verdammt zäh – ja, zwischenzeitlich stehe ich sogar etwas schlechter. Mit zunehmender Dauer bekomme ich dann jedoch ‚Zugriff‘ auf die Partie, erobere zwei Bauern und gewinne durch Zeitüberschreitung – na ja…
2.Runde: Frank Reichelt (1946) – Schachfloh 0-1
Jetzt läuft’s besser – der Plan, Druck am Damenflügel auszuüben geht auf und nach einem Fingerfehler meines Gegners, folgt der Bauerngewinn. Anschließend werden ’seine‘ schwachen Felder besetzt und in Zeitnot bricht seine Stellung zusammen.
3.Runde: Schachfloh – FM Walter Wengenroth (DWZ 2210 / ELO 2307) 1-0
Ok, der erste ‚harte Brocken‘ und die Eröffnung verläuft noch ganz ‚angenehm‘, als ich plötzlich die Qualität ‚einpatze‘ – Mist! Jetzt heißt’s ‚Ärmel hochkrempeln‘ und kämpfen. Und tatsächlich tut sich mein Gegenüber etwas schwer mit der ‚Verwertung‘ und ‚verplempert‘ einiges an Zeit. Es kommt zu einer ‚heißen Zeitnotschlacht‘ – und ich steh‘ klar auf Verlust, als mein Gegner die Zeit überschreitet – zu 1 Sekunde meinerseits! Klar, sehr glücklich, doch die ‚ausgleichende Gerechtigkeit‘ folgt direkt in der nächsten Runde.
4.Runde: FM Ingemars Jesse (2263 / 2309) – Schachfloh 1-0
Tja, ohne zu ‚dick‘ auftragen zu wollen – meine beste Partie, jedoch mit dem ‚falschen‘ Ergebnis. Bereits aus der Eröffnung heraus die Initiative ergriffen und kontinuierlich den Druck erhöht. Folglich sieht sich Jesse dazu genötigt die Qualität zu geben, um den Druck ein wenig zu mildern. Er verteidigt sich geschickt und wieder einmal erweist sich so ein Springer bei knapper Bedenkzeit als äußerst ‚eklig‘. Es kommt schließlich auch hier zum ‚Blitzfinish‘ und aus einem wilden ‚Zeitnotgehacke‘ gehe ich mit einem glatten ‚Mehrturm‘ hervor, als – ja als mein ‚Blättchen fällt‘. Ganze 3 Sekunden fehlen mir zum ‚4:0-Glück‘ – schade, schade…
5.Runde: Schachfloh – FM Mark Helbig (2243 / 2282) 0-1
Ausgepowert? Es folgt die wohl schwächste Partie…
Frühzeitig lasse ich mir leider meine Bauernstellung demolieren und bleibe sowohl auf einem hässlichen Doppelbauern, wie auch auf einen schwachen d-Bauern sitzen. Systematisch belagert Helbig diese Schwächen und meine zaghaften Gegenspielversuche am Königsflügel erweisen sich als ‚Strohfeuer‘. Mit dem des Fall des d-Bauern, ‚fällt‘ auch die Partie.
+++ Pause – Pause +++
20 Minuten Pause – …durchschnaufen, Brötchen essen, Cola trinken und noch eine Runde durch den schönen Park wandern…
6.Runde: Schachfloh – FM Jefim Rotstein (2202 / 2337) 1-0
Weiter gehen ‚meine FM-Duelle‘ – aber dieses Mal gegen einen ganz Besonderen. Denn wer kann mit 80 (!) Jahren noch auf eine solche DWZ und ELO verweisen? Unglaublich…
Von Respekt befangen, gehe ich die Partie entsprechend vorsichtig an, doch gelingt es mir, alsbald strategische Vorteile zu erspielen, die schließlich in einen Bauerngewinn münden.
Doch jetzt zeigt sich, dass Rotstein seine Wertung nicht nur auf dem ‚Papier‘ stehen hat! Mit großer Zähigkeit und enormer Geschwindigkeit wirft er mir einen ‚Knüppel‘ nach dem anderen zwischen die ‚Beine‘ – ein Trick hier, eine Falle dort, erschweren die Verwertung des Bauern ungemein – und die Uhr tickt…
Kurz vor der Zeitüberschreitung gelingt doch noch die Mattsetzung – was für ein ‚Fight‘!
7.Runde: FM Peter Zuse (2255 / 2263) – Schachfloh 1-0
Leider folgt die große Ernüchterung in dieser Runde… – nach sehr ruhiger Eröffnungswahl, geht die Partie schnell in ein remisliches Endspiel über. Anstatt mich mit dem halben Punkt zu begnügen, riskiere ich noch ‚etwas‘ – keine gute Idee, denn Zuse drängt mich nachfolgend unangenehm in die Defensive. Immer noch bewegt sich die Stellung im ‚Remisbereich‘, als ich in eine fürchterliche ‚Gabelfalle‘ tappe – die Figur ist weg, die Partie auch…
8.Runde: Alfonso Turco (1928) – Schachfloh remis
Irgendwie ist doch ein wenig die ‚Luft raus’… – und dann spielt mein Gegner auch noch verdammt gut. In einer eher strategisch geprägten Partie, bringt Turco ein interessantes Bauernopfer und zwingt mich in die Verteidigung. Er verstärkt den Druck und gewinnt den Bauern zurück, verbunden mit einem Remisangebot. Mit wenig Freude an meiner gedrückten Stellung willige ich ein und – Turco bedankt sich für die Annahme, ich bedanke mich für das Angebot – und beide lachen. So kann, nein sollte Schach sein – freundschaftlich und fair. Ganz im Gegensatz zu meiner letzten, unerfreulichen Partie…
9.Runde: Schachfloh – Ewald F. (1982) 0-1
Letzte Runde und mit Weiß versuche ich das Turnier noch zu einem ‚versöhnlichen‘ Ende zu bringen. Nach anfänglichen Eröffnungsschwierigkeiten, läuft’s dann richtig gut und ich ’schraube‘ einen brandgefährlichen Freibauern auf d7 ‚rein. Mein Gegner wandelt am Abgrund, doch gelingt es ihm mit einem taktischen Kniff den Bauern zu beseitigen, allerdings verfüge ich weiter über einen satten Mehrbauern in Form eines vorgerückten gedeckten Freibauerns.
Nach dem Turmtausch hofft mein Kontrahent auf ein baldiges Remis – aber nicht alle ungleichfarbigen Läuferendspiele enden so! Kurz vor der Umwandlung muss mein Gegner somit die Figur geben. Das Endspiel ist nun locker-leicht gewonnen, als ich allerdings feststellen muss, dass die Zeit für ein Mattsetzen nicht mehr ausreicht, biete ich ‚wohlwollend‘ Remis, was schroff abgelehnt wird.
Konsterniert ob derlei Unverfrorenheit gebe ich die Partie unverzüglich auf – das wiederum verblüfft meinen Gegner kurzzeitig, um dann das ‚unverdiente Geschenk‘ breit grinsend anzunehmen und fluchtartig das Brett zu verlassen. Auweia, soviel Tumbheit tut echt weh!
Der zuschauende Schiedsrichter Reinhard ‚Bonni‘ Bonnmann sichert mir bei einen Protest meinerseits zu, unter Verwendung der Regel 10.2. mit einhergehender grober Unsportlichkeit, die Partie remis werten zu wollen. Aber mal ehrlich, finde ich es doch einigermaßen würdelos in dieser glatten Gewinnstellung noch ‚etwas‘ erstreiten zu müssen und belasse es dabei – trotzdem, vielen Dank für die moralische Unterstützung! 🙂
Tja, so trübt die unschöne letzte Runde nicht nur ein wenig die Stimmung, sondern natürlich auch das Punktekonto, so dass letztlich nur ein 20.Platz herausspringt. Aber egal – ok, ‚zeitliche Defizite‘ waren nicht zu leugnen, aber ’schachlich‘ hat’s größtenteils gestimmt – und das ist doch wohl wichtiger, oder!? 😉
Fazit:
Ein schönes Turnier, bestens organisiert und in sehr angenehmer Atmosphäre. Also – ich komme gerne wieder…! 🙂
Ups, ganz schön viel geworden, ob ‚das‘ überhaupt irgendjemand liest…? So far… 😉
Erst mal vielen Dank für das feedback; freut mich, dass es Spass gemacht hat. 🙂
Netter Bericht; ich werde versuchen einen link auf unsere „homepage“ zu setzten.
Dann hoffentlich bis zum nächsten Jahr; es sei denn wir bekommen dieses Jahr noch ein ähnliches Turnier auf die Beine gestellt.
Natürlich liest das einer! Gerade Turnierberichte sind immer interessant.
Ich hoffe, wir sehen uns Freitag zur JHV!
Grüße,
Schachpaul
Hallo Paul,
danke – wie wäre es denn mal mit einem Gastbeitrag von einem Deiner vielen Teilnahmen an diversen Open? 😉
Oha, die JHV war ja mal wieder ein ‚Trauerspiel‘ – quo vadis SV BEDE…? 🙁
Das liest auch mehr als einer. Spannend geschrieben, aber lieber studiere ich noch die Spielanalysen hier.
LG
Achim
Hallo Achim,
danke für die Rückmeldung – das motiviert natürlich :-).
Beim Nachmittagskaffee über Facebook-Link (Schach in Köln) zufällig zum Bericht gestolpert…
Echt super, Frank, gute Unterhaltung und so weiß man, was in der Nachbarschaft schachlich los war. Alfonso Turco kenne ich gut vom Satranc-Schachklub, wirklich total symphatischer Typ und hat stets noch ´ne Überraschung am Brett verfügbar.
Letzte Runde, ohne Worte, Aufgeben genau richtig, was will man da noch seine Zeit mit verschwenden… – aber immer gut, darüber zu berichten, denn dann weiß man, wie wer drauf ist -.
Und die ersten sechs/sieben Runden: Super starkes Ergebnis!
Also, T(h)ank Frank und viele Grüße an die anderen alten, äh.., meine, junggebliebenen Recken im Verein!!
Norbert
Hallo Norbert,
Mensch, lange nichts mehr von dir gehört und danke für die ‚milde Beurteilung‘ des Blogs. 🙂
Ähm, nur mal so am Rande… – falls Du mal wieder mehr Lust auf Schach hättest, da gibt es einen sehr sympathischen Verein im Oberbergischen… 😉