Tag 545 – Floh on Tour

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Vorsicht – es folgt die ‚ultimative Selbstbeweihräucherung‘! 😉

41. Godesburg Schnellturnier
Also zum Vatertag habe ich mir dann mal das Schnellschachturnier in Bad Godesberg gegönnt. Was? Schach statt Alkohol? Das geht doch gar nicht, oder!? 😉

Doch, doch sehr wohl – das war genau die richtige Entscheidung – siehe hier:

godesburg-schnellschach

Dabei verlief die Hinfahrt ganz und gar nicht ‚rund‘ – aber der Reihe nach…

+++ 8:30 Uhr +++
Abfahrt – puh, ganz schön früh für einen Feiertag.

+++ bis 9:40 Uhr +++
Oh Mann – was für eine Fahrt! Erst hänge ich elendig lange hinter einem ‚Strich-50-kmh-Rentner-mit-Hut‘ fest und dann, ein wenig später hinter einem holländischen Wohnwagen. Als wenn das nicht genug wäre – tappe ich in Bonn auch noch in eine Radarfalle (ups, 80 statt 50 – wie teuer wird das?) und schlussendlich finde ich vor Ort keinen Parkplatz und drehe mehrere Runden durch eine Siedlung. Na, das fängt ja gut an…

+++ gegen 10:00 Uhr +++
So – das Turnier startet und wie auch im letzten Jahr ist es wieder quantitativ (83 Teilnehmer) und qualitativ (17 Titelträger) richtig gut besetzt.

1.Runde: Martin Dung (1610) – Schachfloh 0-1
Ein etwas zäher Beginn mit Schwarz – zwar stehe ich durchweg besser, aber das mit dem ‚Sack zumachen‘ klappt irgendwie nicht, als mir mein Gegner zu Hilfe kommt. Auf der Suche nach einem Dauerschach, verirrt sich seine Dame und kann ein Matt in den eigenen Reihen nicht mehr abdecken.

2.Runde: Schachfloh – Udo Garweg (1978) 1-0
Ok, in der zweiten Runde also ein ‚Südwestfalen-Duell‘ gegen Udo Garweg (Ennepe-Ruhr-Süd) – und die Eröffnung gerät zur Katastrophe. Nach ca. 10 Zügen habe ich die Wahl zwischen einer schlechten Stellung oder einer etwas schlechteren Stellung, aber nur wenn er einen bestimmten Zug nicht sieht, ansonsten kann ich schon beinahe aufgeben. Ich gehe auf Risiko und wähle die letztere Alternative. Jetzt heißt es bibbern und bangen und – er sieht ihn nicht. Peinlich, ‚Glücksschach‘ wollte ich eigentlich nicht spielen. Das anschließende Endspiel ist schwierig, aber einigermaßen zu verteidigen, als mein Gegenüber plötzlich einzügig die Qualität einstellt. Ok, die ‚Technik‘ klappt dann, aber ‚rühmlich‘ war die Partie sicherlich nicht…

3.Runde: GM Arkadij Rotstein (2459) – Schachfloh 1-0
Na ja, das war klar, dass jetzt die ganz ‚dicken Brocken‘ kommen – aber gleich einen Großmeister und dann auch noch mit Schwarz – eine wirklich undankbare Aufgabe.
Tja, und wie das in solchen Duellen dann eben so läuft – ich verteidige mich lange und sehr zäh, dennoch schafft es der Großmeister mit permanenten ‚Nadelstichen‘, Schwächen zu provozieren. Er gewinnt schließlich einen Bauern, dann noch einen und – die ‚Sache‘ ist erledigt.

4.Runde: Schachfloh – Martin Wecker (1945) remis
Hm, ich versuch‘ mit Weiß nochmal ‚Gas zu geben‘ und bekomme auch eine ’strukturell‘ etwas bessere Stellung, muss allerdings die Abwicklung in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel zulassen. Hier ‚knete‘ ich noch gut 30 Züge lang – leider erfolglos.

5.Runde: Hans Lotzien (2022) – Schachfloh 0-1
Irgendwie erstaunlich einfach erobere ich bereits in der Eröffnung zwei Bauern und auch der Übergang ins Endspiel gelingt. Doch bei der anschließenden Verwertung stelle ich mich schrecklich dämlich an, ja, muss sogar vorübergehend eine Figur opfern, um letztlich in einem Bauernendspiel doch noch zum Erfolg kommen zu können – Mann oh Mann…

6.Runde: Schachfloh – GM Andrey Orlov (2508) remis
Ok, ich rutsch‘ wieder noch ‚oben‘ und prompt wartet dort der nächste Großmeister – Vorjahressieger Andrey Orlov. Mein Gegner baut sich ein wenig passiv auf und ich versuche einfach nur meine Figuren einigermaßen harmonisch hinzustellen, als plötzlich etwas Unglaubliches passiert – kann ich da nicht einfach einen wichtigen Zentralbauern gewinnen? In meiner Verblüffung prüfe ich, rechne ich, glaub‘ es nicht… – aber kann einfach den ‚Haken‘ nicht finden… – es gibt keinen und ich greife zu. Orlov zuckt kurz und in einer spontanen Eingebung schicke ich ein Remisangebot hinterher. Geschlagene 7 Minuten windet sich mein prominenter Gegner und ’schlägt‘ widerwillig ein. Ich platze fast vor Stolz…

Schlussstellung:

7.Runde: Olaf Düber (1980) – Schachfloh 0-1
Im zweiten ‚Südwestfalen-Duell‘ treffe ich auf Olaf Düber (Weidenau/Geisweid). Er verkorkst die Eröffnung und ich übernehme alsbald die Initiative. Seine folgenden Verwicklungsversuche kann ich mit taktischen Gegenschlägen kontern und gewinne im Königsangriff.

8.Runde: Schachfloh – GM Ulf Andersson (2502) 0-1
Wow – ich habe die Ehre und treffe auf die ‚lebende Schachlegende‘ Großmeister Ulf Andersson – absoluter Weltklassespieler der 1980er. Stimmt,da werden schon mal die Knie weich. Seinem ‚trockenen‘ Positionsspiel habe ich dann auch nicht viel entgegen zu setzen. Zwar gelingen mir einige Vereinfachungen, aber alles dreht sich nur um die offene c-Linie. Andersson ergreift von ihr Besitz, verdichtet konsequent seinen Vorteil und setzt diesen letztlich entscheidend in Form eines Bauerngewinns um. Danke, für die 30minütige Lehrstunde!

9.Runde: Slobodjan Bozidarevic (1901)  – Schachfloh remis
Unser netter Plausch zu Beginn der Runde, wird schnell mit bösen Blicken und Unmutsäußerungen der Nachbarbretter quittiert. Die Partie hingegen verläuft recht schwerblütig und eher ein wenig nachteilig für mich. Zwar kann ich mich anschließend ein wenig befreien, doch ehe mir die Zeit gänzlich ‚weg zu laufen‘ droht, werfe ich ein Remisangebot in den ‚Ring‘ – das unverzüglich akzeptiert wird.

10.Runde: Michael Kirsch (1997) – Schachfloh 0-1
Mist, nochmal Schwarz – doch mein Gegner verzettelt sich in der Eröffnung und überlässt mir die Initiative. Tja, die sich leider alsbald wieder verflüchtigt – doch im unklaren Springer- vs. Läuferendspiel, gibt mir mein Gegner die Gelegenheit die Figuren zu tauschen und in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln – die Schlussstellung ist recht lehrreich.

11.Runde: Schachfloh – IM Klaus Klundt (2284)  1-0
In der letzten Runde kreuze ich die Klingen mit noch einer schachlichen Persönlichkeit – IM Klaus Klundt, seines Zeichens mehrfacher Ex-Nationalspieler und Senioren Vizeweltmeister von 2004. Unsere Partie verläuft zunächst recht ausgeglichen, doch gerade als Klundt sich leichte Vorteile am Damenflügel erarbeitet, unterläuft ihm ein schrecklicher Fingerfehler und er stellt die Dame ein! Sicherlich nicht sonderlich ‚rühmlich‘, aber was kann ich denn dafür…?

+++ gegen 17:20 Uhr – Siegerehrung +++
Es gewinnt GM Felix Levin, vor IM Mladenov Svetlin, GM Arkadij Rotstein und GM Ulf Andersson. Mit dem unerhofften letzten Punktgewinn rücke ich tatsächlich auf Platz 8 vor – ja, das hat Spaß gemacht…! 🙂

+++ gegen 17:45 Uhr – Rückfahrt +++
Und so genieße ich die Rückfahrt – unter strenger Beachtung aller Geschwindigkeitsbeschränkungen… 😉

…so far… 😉

2 Gedanken zu „Tag 545 – Floh on Tour“

  1. Frank, das mit dem geblitzt worden sein auf der morgenlichen Hinfahrt haben wir schon mal gemeinsam, aber soviel schneller als erlaubt wie Du war ich nicht. Da hat sich meine viel geringere DWZ wohl auf die Geschwindigkeitsüberschreitung übertragen 😉
    Leider wars das an dem Tag dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, aber immerhin habe ich wenn schon nicht Ulf Andersson gegenüber dann doch neben ihm gesessen 😉

  2. Gratulation!!!
    So starke Momente kann man doch immer gut gebrauchen 🙂
    Was sagt eigentlich die Engine zur Schlussstellung gegen Orlov?
    Finde Du stehst da auch ohne Sxd6 bereits riesig…
    Dann mal frohe Pfingsttage!
    Max

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