Tag 506 – King of Kings (XIV)

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14.  und somit letzte Runde in London. Es wird noch einmal hoch hergehen – hier die Tipps:

 

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Update – 23:47 Uhr

carlsen-2013Magnus Carlsen heißt der Gewinner des Londoner Kandidatenturniers! Für viele erwartungsgemäß, die Art und Weise war es sicherlich nicht…

Denn was war das für ein spannendes Turnier in London – und was war das für eine dramatische Schlussrunde! Meister Hitchcock hätte seine Freude gehabt…

Zunächst kurz die restlichen Partien:

Gelfand – Grischuk remis
Sicherlich ist Boris Gelfand und Alexander Grischuk bewusst, dass sie heute nur den ‚Rahmen‘ bilden werden, dennoch sind sie bemüht eine ordentliche Partie aufs Brett zu bekommen. ‚Ihr Grünfeld-Inder‘ endet recht unspektakulär und friedlich nach 27 Zügen mit einem Dauerschach.

Aronian – Radjabov 1-0
Ja und auch Levon Aronian beendet das Turnier versöhnlich mit einem Sieg. Aber ist es wirklich versöhnlich? Denn mit Blick auf die Schlussrundenergebnisse ein halbes Pünktchen  ‚hintenan‘ ins Ziel zu kommen, lässt den Groll über seine unsägliche Niederlage gegen Vladimir Kramnik  umso größer erscheinen. Denn gerade Aronian war es, der lange Zeit Magnus Carlsen als einziger die Stirn bot und sich mit ihm ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen lieferte – doch sein Risiko in den entscheidenden Partien gegen Svidler und Kramnik wurde nicht belohnt – schade…

In seiner Partie gegen Teimour Radjabov lässt Aronian noch einmal sein enormes kreatives Potential aufblitzen. Ein verwirrender ‚Mittelspieltumult‘ mündet in der immer wieder interessanten Konstellation zwei Türme gegen Dame – doch während Radjabov von einer zweiten Dame träumt und dabei die gegnerischen Drohungen vollkommen ignoriert (29…a4? und 30…a3?), knüpft Aronian geschickt ein Mattnetz, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.

Carlsen – Svidler 0-1
Drama – Teil 1 – wer hätte gedacht, dass der sonst so abgezockt wirkende Magnus Carlsen solche Nerven zeigt? Zunächst legt er die Partie mit einem soliden ‚Spanier‘ ruhig an – aber die Situation ist auch wirklich verzwickt. Was macht der unberechenbare Ivanchuk gegen Kramnik? Reicht das Remis oder muss in der Stellung noch soviel ‚Saft‘ verbleiben, um notfalls noch auf Gewinn spielen zu können? Fast bekommt man den Eindruck Carlsen widmet der ‚Nachbarpartie‘ mehr Aufmerksamkeit als seiner eigenen – und so geschieht es, dass er in eine haarsträubende Zeitnot gerät. Hier nimmt das Schicksal seinen Lauf – mit einer Reihe von teils groben Schnitzern (32.gxf4? / 35.Dg3?), entgleitet Carlsen, seine zunächst leicht vorteilhafte Stellung, vollends und er verliert! Was für eine Riesenüberraschung! Hat er damit tatsächlich doch noch alles verspielt? Bange Blicke gehen hinüber zu der letzten und alles entscheidenden Partie…

Ivanchuk – Kramnik 1-0
Drama – Teil 2! Da hätte Vladimir Kramnik im Nachhinein ein Remis gereicht, doch er – verliert – was für ein Alptraum! Aber der Reihe nach…
Die Ausgangssituation war klar, Kramnik muss auf Sieg spielen, um noch eine Chance auf den Titel zu haben und so legt er augenscheinlich all seine Hoffnung auf Vassily Ivanchuks ‚Zeitnotkrankheit‘ – also, die Stellung immer ein wenig kompliziert halten. Doch der ‚kauzige‘ Ivanchuk, dem einerseits fünf Zeitüberschreitungen zu Buche stehen, andererseits jedoch sein unglaublicher Schwarzsieg gegen Carlsen, trifft heute wieder einen guten Tag. Seine Zeitnot hält sich, für seine Verhältnisse, in Grenzen und er baut sein leichtes Stellungsplus (nach den guten Zügen 24.g3! und 28.f3!), gegen einen offensichtlich gehemmt agierenden Kramnik, konsequent aus – ja, Ivanchuk gewinnt sogar einen Bauern. Als Kramnik mit 35…Tc8? patzt und Ivanchuk die starken Züge 38.b5! und vor allem nach der Zeitkontrolle, 41.Dd5! findet, ist es um Kramnik vollends geschehen.
Unfassbar – somit gewinnt Magnus Carlsen dieses nervenaufreibende ‚Psycho-Spiel‘ doch noch und wird als Sieger des Turniers Weltmeister Viswanathan Anand zum Duell um die WM-Krone herausfordern.

Ein dekwürdiges Turnier, das einen gebührenden Platz in der Schachgeschichte erhalten wird, ein würdiger Sieger mit Magnus Carlsen und große Werbung für den Schachsport – was will man mehr…

Hier das Endresultat:

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