Tag 499 – King of Kings (IX)

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So langsam geht’s auf die Schlussgerade – 9.Runde in London – heute mit Kramnik – Carlsen!

 

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Update – 23:32 Uhr
In trauter Einracht – drei Sieger mit 2 aus 4! 😉

Boris Gelfand – Levon Aronian 1-0
Die Überraschung des Tages glückt zweifelsohne Boris Gelfand mit seinem Triumph über Levon Aronian. Irgendwie agiert Aronian heute etwas sorglos und manövriert sich alsbald mit seiner ‚Stone-Wall-Formation‘ in eine passive Lage. Gelfand erhält ein recht freies Spiel, ohne jedoch einen übermäßigen Vorteil zu erlangen. Warum Gelfand jedoch plötzlich mit 24.De3 die Öffnung des Zentrums zulässt, anstatt es mit c4-c5 zu schließen und risikolos am Damenflügel vorzugehen, bleibt völlig schleierhaft. Aber vielleicht ist es gerade diese ungeahnte Konterchance, die Aronian aus dem Tritt bringt. Zunächst scheint 25…Txd4?! (besser 25…Te8) übereilt, dann folgt mit 26…Lf7? ein glatter Bauerneinsteller! Lob an Gelfand, denn 28.e6! muss man auch erst einmal sehen. In hochgradiger Zeitnot geht es dann Schlag auf Schlag – als Aronian mit 32…h5? ein weiterer Schnitzer unterläuft, nutzt Gelfand dies und entkorkt das sagenhafte 33.f5!! Zwar findet Gelfand nachfolgend mit knapper Bedenkzeit nicht die besten Zügen (36.De5+?! – 36.Dg5!+- gewinnt sofort), rettet sich aber mit einem gewinnverheißenden Doppelturmendspiel über die Zeitkontrolle. Anschließend lässt Gelfand nicht mehr locker und meistert die technischen Hürden im großen Stile und fährt den vollen Punkt ein.

Vladimir Kramnik – Magnus Carlsen remis
Der große Nutznießer dieses Ergebnisses ist natürlich Magnus Carlsen, der somit die alleinige Tabellenführung übernimmt.
Ja, Vladmir Kramnik hat es wahrlich probiert und Carlsen wirklich alles abverlangt, doch es hat einfach nicht gereicht. Wenn ich das mit meinem laienhaften Verständnis überhaupt bewerten darf, denke ich, das Kramniks Stil einfach zu statisch ist, um Carlsen ernsthaft zu gefährden. Zwar presst Kramnik mit seinem ‚geliebten‘ Katalanen einen Bauern aus der Stellung heraus und drängt Carlsen fortwährend in einen etwas ‚demütigenden Dauerverteidigungsmodus‘, doch Carlsen kann sich zu Recht auf die ungleichfarbigen Läufer verlassen und erringt schlussendlich ein sicheres Remis. Hat sich Kramnik damit endgültig im Kampf um den Titel verabschiedet…?

Peter Svidler – Alexander Grischuk remis
Was für ein prächtiger Tumult! Als hätten sich die Kontrahenten Peter Svidler und Alexander Grischuk gesagt: „Wenn wir schon nicht ‚vorne‘ mitspielen, so wollen wir wenigstens den Zuschauern etwas bieten…“ Schon im 12.Zug beginnt das Spektakel als Grischuk das unglaubliche Figurenopfer 12…Sxc4!? anbringt. Doch das ist erst der Anfang, denn es folgt Hieb, Parade und Gegenhieb im spannenden Wechsel – so opfert Svidler die Dame und erhält dafür zwischenzeitlich vier Leichtfiguren, als wiederum Grischuk mit einem Bauerspieß kontert und eine Figur zurückerobert. Kurz darauf sieht sich Grischuk genötigt eine Qualität zu opfern, um das gefährliche Läuferpaar Svidlers zu entschärfen. Letztlich setzt Grischuk, inzwischen mit seiner Dame gegen gegen Turm, Läufer und Springer kämpfend, alles auf seinen schnellen Freibauern, als sich die beiden Spieler nach überstandener Zeitnot plötzlich auf Remis einigen. Ja, selbst die Schlussstellung enthält noch einiges an ‚Zündstoff‘, doch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Kämpen zu ausgepumpt sind, um es noch weiterzutreiben. Zugegeben, verstanden habe ich nicht viel, wurde aber fürstlich unterhalten!

Vassily Ivanchuk – Teimour Radjabov 1-0
Den in diesem Turnier so arg gebeutelten Vassily Ivanchuk ist es wirklich von Herzen zu gönnen – er besiegt Teimour Radjabov nach sechseinhalb Stunden. Aber glaub‘ ich’s denn? Der ‚alte Haudegen‘ Ivanchuk spielt den ‚Jungspund‘ Radjabov müde! Fast sechs (!) Stunden lang passiert wahrlich nicht viel – ok, Ivanchuk verfügt stets über eine leichte Initiative, aber ‚weltbewegend‘ ist dies sicher nicht… – doch plötzlich, eine kleine Unachtsamkeit seitens Radjabovs und Ivanchuk gelingt es den ‚Waffengang‘ zu verschärfen (56.e5! und 57.Tdh1!) und in ein verheißungsvolles Turmendspiel abzuwickeln. Und hier blitzt das Genie Ivanchuks wieder auf – mit beeindruckender technischer Brillanz verwertet er seinen Vorteil – Chapeau Chucky!

Partienquelle – The Week in Chess