Tag 65 – Bella Italia – Reggio Emilia (III)

Huch, muss wohl mal aufs Tempo drücken – heute beginnt das Superturnier in Wijk aan Zee oder ’neudeutsch‘:
74th Tata Steel Chess Tournament 2012

Also werden schnell mal ein paar Runden von Reggio Emilia zusammengefasst.

4.Runde:

Was für eine Runde – Kampfschach pur – alle drei Partien werden entschieden – kein Remis!

Vitiugov – Caruana 0-1
Endlich kommt auch der ‚gebeutelte‘ Fabiano Caruana zu seinem ersten Erfolgserlebnis. Was jedoch weniger sein Verdienst ist, sondern, mit Verlaub, dem ungeduldigen Spiel Vitiugovs geschuldet ist. Vitiugov legt seine Partie sehr forsch an – heute soll mit Weiß der erste ‚Dreier‘ her!

Doch da sich die Dinge im Laufe der Begegnung wohl nicht so entwickeln, wie sie sollten, scheint ihm der Geduldsfaden zu reißen und er bringt ein ‚hochriskantes‘ Springeropfer für lediglich zwei Bauern. Und in der Tat schüttelt Caruana beinahe mühelos die ‚leichte‘ Initiative seines Gegners ab und führt den Materialvorteil zum Sieg.

Giri – Nakamura 0-1
Nakamura bringt mal wieder ’seinen Königsinder‘ und wie fast immer entwickelt sich ein spannendes Gefecht an den ‚Flügeln‘ – als Giri plötzlich zu einem sehr spekulativen Figurenopfer greift – entsprang dies einer häuslichen Analyse oder war dies ein spontaner Einfall? Wie dem auch sei – Nakamura findet unter Rückopfer eine geschickte Abwicklung, die ihm mit zwei Figuren gegen Turm einen kleinen, aber dauerhaften Vorteil sichert.

Tja, und anstatt sich in taktische Verwicklungen mit ungewissen Ausgang zu stürzen, kommt Giri zur fatalen Entscheidung die Damen zu tauschen. Nakamura zeigt danach eine klasse Technik, kassiert zunächst die weißen Freibauern und führt Springer und Läufer gegen Turm zum Sieg.

Und mit Blick auf die Tabelle – wer hat jetzt die ‚rote Laterne? Anish Giri, der spätere Turniersieger – schon erstaunlich…

Ivanchuk – Morozevich 1-0
Die Spitzenpaarung wird mit einem eher ruhigen ‚Spanier‘ eröffnet, um aber schon bald rasant an ‚Fahrt‘ zu gewinnen. Ivanchuk lässt seinen Damenflügel ’sausen‘ und setzt mit allen Mitteln zum Königsangriff an.

Es entbrennt eine atemberaubende Taktikschlacht, die schließlich in einem hübschen Mattfinale gipfelt! Chapeau – Zuschauerherz was willst du mehr!

 

Stand nach der 4.Runde
Platz Name Punkte
1./2. Nakamura
8
1./2. Ivanchuk
8
3. Morozevich
7
4. Caruana
4
5./6. Vitiugov 2
5./6. Giri
2

 

5.Runde:

Die ‚Herren‘ bleiben  in Kampfeslaune – wieder kein Remis! Und Nakamura setzt sich an die Spitze.

Caruana – Giri 0-1
Endlich platzt auch bei Giri der Knoten und wie!
Und – was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte, er selbst wohl am Wenigsten, setzt er zur großen Aufholjagd an.

Morozevich – Vitiugov 1-0
Morozevich rehabilitiert sich für seine Vorrundenpleite – und für Vitiugov wird’s langsam bitter, bereits seine dritte Niederlage – und ganz ehrlich, den Beweis seiner ‚Dazugehörigkeit‘ bleibt er auch mit diesem Spiel eher schuldig.

Nakamura – Ivanchuk 1-0
Tja, jetzt hat es auch Ivanchuk erwischt und das äußerst unglücklich. Er spielt eine exzellente Partie, ja mehr noch, mit einem Turmopfer ‚garniert‘ hätte sie einen Schönheitspreis verdient gehabt. Doch, hätte, wenn und aber – er findet den finalen Zug nicht und Glückspilz Nakamura kontert ihn gnadenlos aus.

 

Stand nach der 5.Runde
Platz Name Punkte
1. Nakamura
11
2. Morozevich
10
3. Ivanchuk
8
4. Giri
5
5. Caruana 4
6. Vitiugov
2

 

6.Runde:

Also ich glaub’s ja nicht, die dritte Runde in Folge ohne Remis, wann ist so etwas auf diesem Niveau schon einmal vorgekommen?

Da Nakamura erneut gewinnt und die Verfolger straucheln, setzt er sich nun mit 4 Punkten Vorsprung vom Feld ab.

Giri – Ivanchuk 1-0
Ohne Zweifel, Ivanchuk ist ‚angeknackst‘ – im Vergleich zu seinen letzten beiden vor Kreativität nur so sprühenden Partien, spielt er plötzlich wie ausgewechselt – nüchtern, phantasielos – ohne Esprit. Praktisch ohne Gegenwehr lässt er die Abwicklung in ein hoffnungsloses Bauernendspiel zu – das tut schon weh mit anzusehen, deshalb ohne großen Kommentar…

Morozevich – Caruana 0-1
Da wollte Morozevich wohl zuviel! In einem leicht schlechteren Endspiel hofft er auf seinen weit vorgerückten h-Bauern und prescht zwecks Beseitigung eines letzten ‚Bauernhindernisses‘ entschlossen mit seinem Springer vor – doch sein Gespür für Gefahren lässt ihn dabei im Stich. Caruana packt die Gelegenheit beim Schopfe und führt seinen Freibauern zum Sieg.

Nakamura – Vitiugov 1-0
Oh je, armer Vitiugov! Dieses Mal versucht er es mit einer Art ‚Mauertaktik‘, was aber auch schiefgeht. Und so rutscht er langsam in die ‚Abteilung Mitleid‘ – die vierte Niederlage im sechsten Spiel.
Andererseits muß man Nakamura aber auch eine wirklich starke ‚technische‘ Leistung bescheinigen – ein Musterbeispiel zum Thema ‚guter Springer gegen schlechter Läufer‘.

 

Stand nach der 6.Runde
Platz Name Punkte
1. Nakamura
14
2. Morozevich
10
3./4. Ivanchuk
8
3./4. Giri
8
5. Caruana 7
6. Vitiugov
2